VDMA: Neue Blitz­um­fra­ge bewer­tet schnel­le Erho­lung der Kon­junk­tur skeptischer

VDMA: Neue Blitz­um­fra­ge bewer­tet schnel­le Erho­lung der Kon­junk­tur skeptischer

Die zwi­schen­zeit­lich auf­kei­men­de Zuver­sicht ist inzwi­schen bei vie­len Maschi­nen- und Anla­gen­bau­ern wie­der etwas ein­ge­trübt. Die Ver­ant­wort­li­chen bli­cken aktu­ell wie­der etwas weni­ger opti­mis­tisch in die nahe Zukunft. Eine neue Umfra­ge des Ver­bands Deut­scher Maschi­nen- und Anla­gen­bau­er (VDMA) zeigt, dass der Anteil der Ver­ant­wort­li­chen in den Unter­neh­men, die bereits für das Jahr 2021 eine Rück­kehr auf das Umsatz­ni­veau von 2019 erwar­ten, auf inzwi­schen nur noch 18 Pro­zent gesun­ken ist. Mit­te Juni lag ihr Anteil noch bei mehr als 30 Pro­zent. An der 8. VDMA-Blitz­um­fra­ge zu den wirt­schaft­li­chen Aus­wir­kun­gen der Coro­na-Pan­de­mie und zur Kon­junk­tur betei­lig­ten sich 522 Mitgliedsunternehmen. 

Arbeitsraum des Index-Mehrspindlers MS 22
Die Ver­ant­wort­li­chen von 522 Mit­glieds­un­ter­neh­men zeich­ne­ten bei der VDMA-Umfra­ge zu Aus­wir­kun­gen der Coro­na-Pan­de­mie ein trü­bes Bild. – Bild: Perg­ler Media.

Offen­kun­dig hat sich die kon­junk­tu­rel­le Dyna­mik im Maschi­nen­bau nicht wei­ter erholt, son­dern viel­mehr wie­der etwas abge­schwächt. Damit erscheint ein V.-förmiger Kon­junk­tur­ver­lauf zuneh­mend unwahr­schein­lich. Ein V‑förmiger Ver­lauf der Chart­li­nie signa­li­siert, dass die Kon­junk­tur ähn­lich schnell wie­der erstarkt, wie sie sich vor­her abge­schwächt hat. Aus Sicht vie­ler Unter­neh­men gestal­tet sich der Weg aus der Kri­se wohl deut­lich län­ger und fra­gi­ler Sud ursprüng­lich erhofft. Ent­spre­chend rich­ten die Ver­ant­wort­li­chen jetzt ihre Unter­neh­mens­stra­te­gien aus.

Auftragseinbußen und Stornierungen beeinträchtigen den MAschinenbau
Bei Auf­trags­ein­bu­ßen und Stor­nie­run­gen zeich­net sich ein bis­lang noch sehr zar­ter Trend zum Bes­se­ren ab. – Gra­phik: VDMA 

Nach Über­zeu­gung des VDMA-Chef­volks­wirts Ralph Wie­chers ist die Bereit­schaft der Kun­den, wie­der zu inves­tie­ren und neue Pro­jek­te anzu­ge­hen, der ent­schei­den­de Fak­tor für den Start einer posi­ti­ven Ent­wick­lung. Und zwar nicht allein auf den deutsch­spra­chi­gen Makt bezo­gen. In einer Zeit glo­ba­ler Han­dels- und Pro­duk­ti­ons­be­zie­hun­gen ist es för­der­lich, wenn die Wirt­schaft welt­weit wie­der anspringt.

Im Fokus
Pan­de­mie­ge­sche­hen bremst ein Anzie­hen der Kon­junk­tur
Hat es Mit­te des Jah­res fast so aus­ge­se­hen, als wären wir aus dem Gröbs­ten raus, stei­gen seit eini­gen Wochen die rele­van­ten Fall­zah­len wie­der an. Sol­che Nach­rich­ten ver­un­si­chern Kun­den, vie­le Inves­ti­tio­nen lie­gen der­zeit auf Eis. Die Situa­ti­on der Betrie­be ist höchst unein­heit­lich – das gilt nicht nur für die Werk­zeug­ma­schi­nen­her­stel­ler (hier­zu mehr in unse­rem Schlag­licht: ein Inter­view mit Frank Werz, Spe­zi­al­här­te­rei Werz). Und solan­ge Ent­schei­dun­gen in den Füh­rungs­eta­gen der gro­ßen Unter­neh­men nicht getrof­fen wer­den, feh­len Pro­jek­te und damit Auf­trä­ge in der gesam­ten Branche.

Zwar gibt es durch­aus auch posi­ti­ve Signa­le für die Kon­junk­tur. „Seit Ende Mai ist der Anteil der Unter­neh­men, die gra­vie­ren­de Auf­trags­ein­bu­ßen und Stor­nie­run­gen hin­neh­men müs­sen, nach und nach von 45 auf 28 Pro­zent gesun­ken“, erklärt Wie­chers. Die wei­ter andau­ern­de Auf­trags­flau­te setzt aber nach wie vor vie­len Maschi­nen- und Anla­gen­bau­ern zu. Acht von zehn Unter­neh­men erwar­ten auch in den nächs­ten drei Mona­ten kei­ne Ver­bes­se­rung bei der Nachfrage.

Pes­si­mis­ti­sche­re Ein­schät­zung der Konjunktur 

„Damit ant­wor­ten die Unter­neh­men auf unse­re Umfra­ge sogar noch etwas pes­si­mis­ti­scher als ein Quar­tal zuvor“, erläu­tert Wie­chers. „Denn da rech­ne­ten immer­hin noch 26 Pro­zent mit einer Auf­hel­lung in den Fol­ge­mo­na­ten.“ Die Kri­se kennt aller­dings nicht nur Ver­lie­rer. Ein Anteil von 13 Pro­zent der Maschi­nen- und Anla­gen­bau­er ist offen­kun­dig bis­lang weit­ge­hend gut durch die Kri­se gekom­men. Sie sind zuver­sicht­lich, dass sie vor­aus­sicht­lich auch 2020 kei­nen Umsatz­rück­gang ver­bu­chen müssen.

Einschätzung der Beeinträchtigungen in den kommenden drei Monaten
Auch für das kom­men­de Quar­tal rech­nen die Ver­ant­wort­li­chen in den Unter­neh­men mit beträcht­li­chen Ein­bu­ßen auf­grund von Coro­na. – Gra­phik: VDMA

Zur Ver­un­si­che­rung der Inves­to­ren trägt auch das der­zei­ti­ge Infek­ti­ons­ge­sche­hen rund um die Coro­na-Pan­de­mie bei. Dass die Infek­ti­ons­ra­ten der­zeit wie­der anstei­gen, wird sehr kri­tisch gese­hen. Denn nahe­zu zwei Drit­tel der Unter­neh­mer bezeich­ne­ten in der Blitz­um­fra­ge eine zwei­te Wel­le als größ­tes Risi­ko für eine erneu­te Abwärts­be­we­gung in der gera­de erst erwach­ten kon­junk­tu­rel­le Bele­bung. Die größ­te Gefahr sehen sie in erneu­ten Lock­downs. Wie­chers fasst die For­de­run­gen der Befrag­ten zusam­men: „Selbst wenn die Infek­ti­ons­zah­len in zahl­rei­chen wich­ti­gen Märk­ten stei­gen, muss es gelin­gen, dass wir flä­chen­de­cken­de Lock­downs unbe­dingt ver­mei­den kön­nen. Denn statt eines Auf­schwungs droht uns sonst sogar noch eine Ver­schär­fung der Kri­se.“ Ande­rer­seits sieht Wie­chers durch­aus auch Raum für posi­ti­ve Ein­flüs­se. So könn­te die zügi­ge Ent­wick­lung eines Impf­stoffs eine deut­li­che Ent­las­tung für die kon­junk­tu­rel­le Ent­wick­lung sein.

Inves­ti­ti­ons­tä­tig­keit bleibt 2021 auf nied­ri­gem Niveau

Die Unge­wiss­heit, wie sich die Kon­junk­tur wei­ter ent­wi­ckelt, lähmt auch die Inves­ti­ti­ons­be­reit­schaft der Maschi­nen- und Anla­gen­bau­er bei eige­nen Anschaf­fun­gen. Für 2021 erwar­ten daher 37 Pro­zent der Befrag­ten im Ver­gleich zu 2020 nur eine um 0 bis 10 Pro­zent erhöh­te Inves­ti­ti­ons­tä­tig­keit. Dabei geben mehr als 40 Pro­zent der Unter­neh­men an, im kom­men­den Jahr ihre gesam­ten Inves­ti­tio­nen in Deutsch­land zu täti­gen. „Dabei wer­den klei­ne­re Unter­neh­men mit einem Jah­res­um­satz von weni­ger als 50 Mio Euro im Schnitt 82 Pro­zent ihrer geplan­ten Inves­ti­tio­nen in Deutsch­land täti­gen“ ist Wie­chers über­zeugt. Groß­un­ter­neh­men mit einem Umsatz von mehr als 1 Mrd. Euro wol­len 2021 immer­hin noch 43 Pro­zent ihrer Inves­ti­tio­nen in Deutsch­land tätigen.“

Risiken der konjunkturellen Belebung
Eine zwei­te Wel­le an Lock­downs – das ist in den Augen die größ­te Gefahr, die Kon­junk­tur kom­plett abzu­wür­gen. – Gra­phik: VDMA

Häss­li­che Spu­ren hin­ter­lässt die Pan­de­mie und die geschwäch­te Kon­junk­tur auch bei den Mit­ar­bei­tern der Unter­neh­men. Nahe­zu jedes vier­te Maschi­nen- und Anla­gen­bau­un­ter­neh­men gibt an, einen weit­ge­hen­den Per­so­nal­ab­bau initi­iert zu haben oder das in nächs­ter Zukunft ange­hen zu wol­len. Nicht frei­wil­lig, wie Wie­chers betont: „Die anhal­tend schwa­che Geschäfts­la­ge zwingt vie­le Betrie­be dazu, auch ihre Per­so­nal­kos­ten zu redu­zie­ren“, erläu­tert er. „Neben Kurz­ar­beit (64 Pro­zent) und Ein­stel­lungs­stopps (62 Pro­zent) pla­nen rund drei Vier­tel der befrag­ten Unter­neh­men einen Stel­len­ab­bau in Höhe von 5 bis 15 Pro­zent der Gesamtbelegschaft.“


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