Die Unternehmen der Branche müssen unabhängiger und moderner werden. Das ist ein erstes Fazit, das die Verantwortlichen bei der genossenschaftlichen Initiative Marktspiegel Werkzeugbau über ihre Arbeit mit Unternehmen der Branche ziehen. Um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschsprachigen Werkzeug‑, Modell- und Formenbauten zu sichern, vergleichen die Marktspiegel-Auditoren in einem anonymisierten Benchmark die Unternehmen und Unternehmensteile der Branche. Ziel ist, den Betrieben überdies das Rüstzeug zu geben, systematisch besser zu werden. Mehr dazu sagen die Zahlen des Monats Januar 2021.

Die Zahlen des Monats Januar 2021 zeigen: Es ist gerade nicht einfach für die Werkzeug‑, Modell- und Formenbauer im deutschsprachigen Raum, ihre Position auf dem Markt zu verteidigen. Gerade in Krisenzeiten ist es indes umso wichtiger, seine betriebswirtschaftlichen Kennzahlen im Griff zu haben. Nur so können Verantwortliche zielgerichtet strategisch sinnvolle Maßnahmen einleiten. In welchem ihrer Unternehmensbereiche der größte Handlungsbedarf besteht und mit welchen konkreten Schritten sich die Situation verbessern lässt, erfahren zudem individuell jene Werkzeug‑, Modell- und Formenbauten, die sich an der anonymen Datenerhebung beim Marktspiegel Werkzeugbau beteiligen. Die Auditoren des Marktspiegels Werkzeugbau bewerten die Unternehmen anhand der neutralen Datenlage ausschließlich nach ihrer Wettbewerbsfähigkeit. So erfahren die Verantwortlichen in den Unternehmen außerdem, wie sie im direkten Vergleich zum Branchenumfeld positioniert sind.
Zahlen des Monats Januar 2021 zeigen Risiken aufgrund von Abhängigkeiten
Ziel der Initiatoren ist, die Ergebnisse aus der anonymen Datenanalyse in die Branche zurückzuspiegeln. So lassen sich aus konkreten Kennzahlen Trends in der Branche ableiten. Zudem schafft der Marktspiegel Werkzeugbau mit seinen Zahlen eine valide Grundlage für Zukunftsentscheidungen.
Im Fokus
Marktspiegel Werkzeugbau
Die Initiative Marktspiegel Werkzeugbau will der Branche der Werkzeug‑, Modell- und Formenbauer und neu auch den Spritzgussteilefertigern mit fundiertem Branchenwissen die Möglichkeit eröffnen, systematisch besser und wettbewerbsfähiger zu werden. Die eigene Unternehmensentwicklung wird für die teilnehmenden Unternehmen in Individualreports transparent und messbar. Ergebnis ist ein Unternehmensvergleich, aus dem sich für die Mitgliedsunternehmen konkrete Handlungsempfehlungen ableiten lassen. Der Marktspiegel Werkzeugbau ist eine Initiative „aus der Branche für die Branche“. Die Organisationsform einer Genossenschaft stellt sicher, dass sich jedes Branchenmitglied umfassend beteiligen kann.
Von den Werkzeug‑, Modell- und Formenbauunternehmen, die sich 2019 beim Marktspiegel Werkzeugbau benchmarken ließen, erwirtschaften nur 5 Prozent überhaupt keinen Umsatzanteil in der Automobilindustrie. Und außerdem werden im Durchschnitt 33 Prozent des Umsatzes mit einem einzigen starken Kunden generiert.
Neue Kunden braucht die Branche
Neue Kunden braucht die Branche. Aber das ist definitiv leichter gesagt als getan. Denn im Durchschnitt sind nach den Zahlen des Monats Januar 2021 rund 85 Prozent der Kunden in den Werkzeug- Modell- und Formenbauunternehmen Bestandskunden. Das Neukundengeschäft ist demzufolge in der Branche sehr zäh. Bislang ist der Vertrieb in den Unternehmen vergleichsweise schwach ausgeprägt. Genau da aber sehen de Auditoren einen entscheidenden Erfolgsfaktor für die Zukunft.

Das sagt der Experte
„Die Abhängigkeit der Werkzeug‑, Modell- und Formenbauer ist extrem hoch. Fällt der stärkste Kunde weg, wird es für das Unternehmen existenzbedrohend. Die Unternehmer müssen jetzt ran und sich strategisch anders und vor allem breiter aufstellen. Sie müssen ihre Kundenbasis erhöhen und zudem eine Branchen-Diversifizierung anstreben.“
Jens Lüdtke ist Mitglied des Vorstands in der Genossenschaft Marktspiegel Werkzeugbau. Darüber hinaus ist er einer von drei Gutachtern im Team der Brancheninitiative. – Bild: Marktspiegel Werkzeugbau
Die strategischen Fragen, für welche Kunden das Unternehmen arbeitet, welche Produkte es anbieten will, und wie außerdem die Kunden betreut werden, müssen die Verantwortlichen in den Betrieben schnellstmöglich angehen. Insbesondere müssen de Unternehmen in Summe deutlich unabhängiger werden von Automotive, außerdem aber auch von ihrem stärksten Kunden. Hier müssen nach Ansicht der Marktspiegel-Macher die Verantwortlichen in den Unternehmen zudem deutlich mehr Zeit und Energie in den Vertrieb investieren, damit sie sich gezielt weiterentwickeln können.
Den Weckruf der Zahlen des Monats Januar 2021 nicht ungehört verhallen lassen
Interessant ist eine weitere Kennzahl, die eigentlich ein Weckruf für die Branche sein muss. Die Betriebe erwirtschaften nämlich weniger als 5 Prozent ihres Umsatzes mit Dienstleistungen. Das klassische Geschäftsmodell verfolgen nach wie vor mehr als 80 Prozent der untersuchten Werkzeug‑, Modell- und Formenbauten. Der Fokus liegt fast ausschließlich auf der Produktion von Neuwerkzeugen und auf Änderungs- und Reparaturaufträgen. Die Verantwortlichen beim Marktspiegel raten dringend dazu, dieses traditionelle Geschäftsmuster bewusst zu hinterfragen. Denn mittelfristig reicht es nicht mehr, ein Werkzeug klassisch nach Auftrag zu fertigen.

Schon heute haben schließlich in vielen Fällen die begleitenden Dienstleistungen rund ums Werkzeug eine viel höhere Bedeutung. Der Trend geht zum ganzheitlichen Dienstleistungspartner, der das gesamte Spektrum entlang der Prozesskette abbilden kann. Das fängt spätestens bei der Simulation und dem Produktdesign an, umfasst zudem Konstruktion, Entwicklung und Fertigung bis zur Serienproduktion und begleitet den Produktlebenszyklus mit einem Rund-um-sorglos-Paket für Wartung und Instandhaltung. Auf diese Herausforderungen müssen die Betreibe der Branche folglich Antworten finden.