Die Branche muss kaufmännische Kompetenz aufbauen – das wird gerade jetzt in der Auswertung beim Marktspiegel Werkzugbau besonders deutlich. Denn bei vielen Werkzeug‑, Modell- und Formenbauern sieht die wirtschaftliche Lage aktuell nicht besonders rosig aus. Einige stehen gar kurz vor der Insolvenz, andere haben sie sogar bereits beim Amtsgericht anmelden müssen. Dabei scheitern die meisten Betriebe nur aufgrund sehr kleiner betriebswirtschaftlicher Handwerksfehler. Es reichte eben nicht, „nur“ gute Werkzeuge zu bauen. Die Unternehmen brauchen vor allem kaufmännische Kompetenz. Denn solange es in einem Unternehmen gut läuft, ist es nicht ausschlaggebend, ob der Verdienst etwas größer oder kleiner ausfällt. Aber nicht nur die Zahlen des Monats März 2021 zeigen Handlungsbedarf. Denn gerade jetzt bewegen sich viele Unternehmen in einem Bereich, in dem oft unklar ist, ob überhaupt noch Gewinn übrig bleibt. Gerade wenn es knapp wird kommt es darauf an, die Klaviatur der Kosten- und Leistungsrechnung zu beherrschen.

Betriebswirtschaftliche Kompetenzen werden in den Unternehmen der Branche immer wichtiger. Denn letztlich geht es immer darum, einen Betrieb profitabel zu betreiben. Dazu indes müssen Unternehmer ihre relevanten betriebswirtschaftlichen Zahlen verstehen und deuten können. Eines der wichtigsten Beurteilungskriterien der Betriebswirtschaft wird auch in den Zahlen des Monats März 2021 beleuchtet – die Ertragskraft eines Unternehmens.
Pro-Kopf-Ertrag sinkt laut Zahlen des Monats März 2021
Dazu ist eine besonders aussagekräftige Kennzahl die Pro-Kopf-Wertschöpfung. Laut den Datenauswertungen der Marktspiegel-Mitgliedsunternehmen aus dem Abschlussjahr 2019 liegt dieser Wert laut den Zahlen des Monats März 2021 im Teilnehmerfeld im Durchschnitt bei rund 120 000 Euro. An sich durchaus schon ein gutes Niveau. Allerdings ist der Trend hier rückläufig. Das ist ein Grund zur Sorge und zudem ein Indiz dafür ist, dass die Preisqualität nachgegeben hat und auch weiter nachgibt. Somit nimmt auch die Wertschöpfung – der Rohertrag – pro Mitarbeiter in vielen Betrieben ab.
Im Fokus
Marktspiegel Werkzeugbau
Die Initiative Marktspiegel Werkzeugbau will der Branche der Werkzeug‑, Modell- und Formenbauer und neu auch den Spritzgussteilefertigern mit fundiertem Branchenwissen die Möglichkeit eröffnen, systematisch besser und wettbewerbsfähiger zu werden. Die eigene Unternehmensentwicklung wird für die teilnehmenden Unternehmen in Individualreports transparent und messbar. Ergebnis ist ein Unternehmensvergleich, aus dem sich für die Mitgliedsunternehmen konkrete Handlungsempfehlungen ableiten lassen. Der Marktspiegel Werkzeugbau ist eine Initiative „aus der Branche für die Branche“. Die Organisationsform einer Genossenschaft stellt sicher, dass sich jedes Branchenmitglied umfassend beteiligen kann.
Ein Unternehmen, das nachhaltig erfolgreich bleiben will, muss kontinuierlich investieren. Aus dem Verhältnis von getätigten Investitionen zu den Abschreibungen auf Sachanlagen kann das das Investitionsverhalten der Unternehmen sehr gut bestimmt werden. Bei den Mitgliedern des Marktspiegels liegt die Re-Investitionsquote nach den Zahlen des Monats März 2021 im Durchschnitt bei rund 160 Prozent. Die Auditoren des Marktspiegels Werkzeugbau sehen hier einen Frühwarnindikator. Denn es ist erkennbar, dass die Investitionstätigkeit zurückgeht. Die Experten raten im Sinne einer besseren Wettbewerbsfähigkeit dringend dazu, den eigenen Maschinenpark nicht überaltern zu lassen und Maßnahmen zu ergreifen, um die Profitabilität zu steigern. Nicht der beste Weg indes wäre, dabei Schulden aufzubauen. Ziel sollte es vielmehr sein, einen Großteil der Investitionen aus den im Unternehmen belassenen Gewinnen zu erwirtschaften.
Marktspiegel Werkzeugbau bietet seinen Mitgliedern zahlreiche valide Vorteile
Ein wesentlicher Vorteil, der sich aus einer Mitgliedschaft beim Marktspiegel Werkzeugbau ergibt, ist die Möglichkeit, seine Unternehmensführung ganzheitlich und realistisch einzuschätzen. Dazu gehört zudem ein tiefes Wissen etwa darüber, wie angemessen die Entlohnung der eigenen Belegschaft ist. Die Zahlen des Monats März 2021 weisen als Vergleichszahl für den durchschnittlichen Facharbeiterstundenlohn den Wert von 19,70 Euro aus. Dabei sind indes regionale Unterschiede nicht berücksichtigt. Hier raten die Gutachter den Unternehmern, einen Vergleich zu ziehen und zu hinterfragen, ob man mit einer besseren Entlohnung qualifizierter Facharbeiter gegebenenfalls die Qualität der Arbeit steigern könnte. Oder aber ob bei erheblicher Überbezahlung, die nicht regional begründet ist, eine Anpassung angebracht wäre.

Das sagt der Experte
„Allein gute Werkzeuge bauen reicht heute nicht mehr aus. Inzwischen ist deutlich mehr gefragt – vor allem auch kaufmännische Kompetenz. Wenn es in einem Unternehmen gut läuft, ist es nicht ausschlaggebend, ob der Verdienst etwas größer oder kleiner ausfällt. Aber jetzt stehen viele vor der Grenze, dass überhaupt noch ein Gewinn übrig bleibt. Und da kommt es sehr darauf an, dass man die Klaviatur der Kosten- und Leistungsrechnung beherrscht.“
Claus Hornig ist Mitglied des Vorstands in der Marktspiegel Werkzeugbau eG. Darüber ist er einer von drei Gutachtern im Team der Brancheninitiative. – Bild: Marktspiegel Werkzeugbau
Den Anteil indirekter (unproduktiver) Mitarbeiter ohne Berücksichtigung der Azubis an der Gesamtbelegschaft weisen die Zahlen des Monats März 2021 der Branchenauswertung beim Marktspiegel im Durchschnitt mit 17,5 Prozent aus. Dieser Kennwert hilft dabei, die Stimmigkeit des Overheads in einem Unternehmen zu bewerten. Das Ergebnis zeigt, das fast ein Fünftel der Belegschaft Arbeit leistet, die nicht direkt mit der Herstellung von Produkten oder der Bereitstellung von Dienstleistungen zu tun hat – etwa Manager, Leiter oder Sekretärinnen. Dabei ist klar erkennbar, dass Unternehmen in Zeiten, in denen die Auftragslage sehr gut ist, dazu neigen, die Zahl ihrer unproduktiven Mitarbeiter zu erhöhen. Die Gutachter empfehlen für die Unternehmen einen Anteil zwischen 10 und 15 Prozent. Hier gibt es nach Ansicht der Gutachter in fast allen Betrieben aus dem Marktspiegel Einsparpotenzial.
Zahlen des Monats März 2021 sind Weckruf zum sofortigen Handeln
Gerade in der aktuellen Zeit, das zeigen auch die Zahlen des Monats März 2021, reicht es nicht aus, einfach nur abzuwarten und die Situation auszusitzen. Dass die Lage von allein besser wird, ist illusorisch. Gerade jetzt sind Unternehmer gefragt, die handeln. Dazu brauchen sie Kompetenzen, die für so manch einen in der Vergangenheit nicht notwendig waren. Eine temporäre Lösung könnte das Hinzuziehen von Unternehmensberatern sein – das ist indes keinesfalls eine langfristige Lösung. Denn die Betriebe müssen sich das kaufmännische Know-how ins eigene Haus holen, damit sie anstehende Entscheidungen unter betriebswirtschaftlichen Aspekten richtig fällen können. Denn die Fähigkeit, die richtigen Entscheidungen im Unternehmen zu treffen, kann darüber hinaus den entscheidenden Unterschied ausmachen.“