Die Branche der Werkzeug‑, Modell- und Formenbauer ist ein Schlüsselbereich für den industriellen Wirtschaftsstandort Deutschland. Die Betriebe erzielen in ihren täglichen Projekten höchste Qualität und maximale Präzision. Sie setzen täglich hochtechnologisches Know-how und Equipment ein, sind den Unternehmen in der Serienfertigung technologisch oft meilenweit voraus. Eigentlich ist der Werkzeug‑, Modell- und Formenbau eine Branche, die viel zu berichten hat. Sollte man zumindest meinen. Allerdings suggerieren die Zahlen des Monats April 2021 aus der Auswertung des Marktspiegel Werkzeugbau: Fast noch besser als die technische Ingenieurskunst beherrscht die Branche – das Schweigen.
Das heimliche Werkzeugbauer-Motto ist offensichtlich: Tue Gutes – und lass Dich bloß nicht dabei erwischen! Wie ist es sonst zu erklären, dass bis heute ein Großteil der Bevölkerung noch nicht einmal weiß, dass es diese Branche überhaupt gibt? Geschweige denn, was die Unternehmen der Branche tun und welche Unternehmen zu dieser Branche gehören. Dass das so ist, kann vor allem in Krisenzeiten problematisch werden. Wie sichtbar ein Unternehmen tatsächlich am Markt ist, hängt von Marketing-Maßnahmen ab. Hier ist eine professionelle und fortlaufende Planung der Maßnahmen notwendig. Die Datenauswertungen des Marktspiegel Werkzeugbau zeichnen in den Zahlen des Monats April 2021 hier für die Unternehmen der Branche ein düsteres Bild: Mehr als 70 Prozent der Mitgliedsunternehmen aus dem Abschlussjahr 2019 haben weder eine Marketingstrategie noch eine Marketingplanung definiert.
Das heimliche Werkzeugbauer-Motto: Tue Gutes – und lass Dich bloß nicht dabei erwischen!
Das bedeutet, dass ein Großteil der Werkzeug‑, Modell- und Formenbaubetriebe sich nicht mit Vermarktung beschäftigt und darüber hinaus auch keine aktive Marktbearbeitung betreibt. Augenscheinlich lassen sich die meisten Unternehmen der Branche passiv vom laufenden Projektgeschäft treiben. Dieses Ergebnis ist ein Alarmsignal. Schließlich ist Kern erfolgreichen Unternehmertums die Fähigkeit, nah am Markt zu sein.
Im Fokus
Marktspiegel Werkzeugbau
Die Initiative Marktspiegel Werkzeugbau will der Branche der Werkzeug‑, Modell- und Formenbauer und neu auch den Spritzgussteilefertigern mit fundiertem Branchenwissen die Möglichkeit eröffnen, systematisch besser und wettbewerbsfähiger zu werden. Die eigene Unternehmensentwicklung wird für die teilnehmenden Unternehmen in Individualreports transparent und messbar. Ergebnis ist ein Unternehmensvergleich, aus dem sich für die Mitgliedsunternehmen konkrete Handlungsempfehlungen ableiten lassen. Der Marktspiegel Werkzeugbau ist eine Initiative „aus der Branche für die Branche“. Die Organisationsform einer Genossenschaft stellt sicher, dass sich jedes Branchenmitglied umfassend beteiligen kann. Wenn auch Sie herausfinden möchten, welche Ansatzpunkte es gibt, um sich nicht nur im Bereich Marketing wettbewerbsfähiger zu positionieren oder wie Sie im Vergleich zu Ihren Marktbegleitern abschneiden, dann melden Sie sich an für den praxisorientierten Unternehmensvergleich.
Dabei ist die aktive Vermarktung für die Unternehmen der Schlüssel, mit dem sie dafür sorgen können, nicht vom Wettbewerb abgehängt zu werden. Gerade bei Marketing und der eigenen Sichtbarkeit sind Ignoranz und Passivität garantiert die falschen Ratgeber. Denn insbesondere in Zeiten dynamischer und unsicherer Marktbedingungen signalisiert dieses Ergebnis aus den Zahlen des Monats April 2021 eine große Gefahr für die Branche. Zukunftsfähige Unternehmensführung setzt schließlich voraus, sich immer wieder neu marktorientiert zu positionieren.
Zahlen des Monats April 2021 offenbaren gefährliches Defizit beim Marketing
Das ist kein einmaliger Vorgang, sondern ein laufender Prozess, der kontinuierlich und nachhaltig verfolgt werden muss. Und das wiederum ist nur möglich, mit einer passenden Marketingstrategie und der dazu gehörenden Marketingplanung. Marketing, so die Gutachter des Marktspiegel Werkzeugbau, gehört auf die Branchenagenda. Eine valide Marketingstrategie leitet sich direkt aus den Unternehmenszielen ab: Wie viel Umsatz möchte ich in diesem Jahr erwirtschaften? Was sind meine Zielmärkte? Wie gehe ich entsprechend meine Marktbearbeitung an? Wenn die Strategie steht, muss der Unternehmer sie auf die Marketingplanung übertragen. Wichtig beim unternehmerischen Handeln ist, dass man es bewusst macht. Setzt ein Unternehmen ausschließlich auf Bestandskundengeschäft und entscheidet sich aktiv gegen Neukundenakquise, kann das eine Strategie sein. Wesentlich ist, dass die Entscheidung dafür bewusst getroffen wird.
Marketing muss in Werkzeug‑, Modell- und Formenbauunternehmen Chefsache werden
Allerdings beschleicht die Gutachter des Marktspiegel Werkzeugbau oft das Gefühl, dass sich die Unternehmer schlicht zu sehr auf traditionelle Erfolgsformeln verlassen und dabei gar nicht bemerken, dass sie sich dabei im projektgetriebenen Alltag vom Markt distanzieren. Hier haben viele Unternehmer nach Einschätzung der Gutachter einen „Blind Spot“. Deshalb plädiert das Gutachterteam dafür, Marketing zur Chefsache zu erklären und es als feste und ständig präsente Säule in die Unternehmensführung mit einzubinden. Hier gilt es, neuem Marketing-Mut zu beweisen. Sich Ziele zu setzen, entsprechende Maßnahmen zu definieren, sie zu testen, zu messen, anzupassen und entsprechend zu wiederholen.
Das sagt der Experte
„Ich habe oft das Gefühl, dass die Unternehmer sich zu sehr auf traditionelle Erfolgsformeln verlassen und gar nicht merken, dass sie sich dabei im projektgetriebenen Alltag vom Markt distanzieren. Hier haben viele schlicht einen ‚Blind Spot‘. Erklären Sie deshalb Marketing zur Chefsache und binden Sie es als feste Säule in die Unternehmensführung mit ein! Gehen Sie mit neuem Marketing-Mut voran: Ziele setzen, Maßnahmen definieren, testen, messen, anpassen, wiederholen.“
Benedikt Ruf ist Mitglied des Vorstands in der Marktspiegel Werkzeugbau eG. Darüber ist er einer von drei Gutachtern im Team der Brancheninitiative. – Bild: Marktspiegel Werkzeugbau
Gerade in Zeiten eines hohen Wettbewerbs- und Preisdrucks ist es wichtig, die eigenen Vorzüge ins rechte Licht zu rücken und sie auch entsprechend in der Öffentlichkeit zu vermarkten. Auch in diesem Punkt verkünden die Zahlen des Monats April 2021 des Marktspiegel Werkzeugbau ein erschreckendes Ergebnis. Denn diese Zahlen zeigen zeigt, dass gerade einmal knapp ein Fünftel der Mitgliedsunternehmen die eigenen Stärken nach außen kommuniziert. Eine Möglichkeit, um das zu ändern, sehen die Gutachter in regelmäßig veröffentlichten Referenzberichten und Pressemitteilungen. Sie schärfen das Unternehmensprofil in der Öffentlichkeit und schaffen eine höhere Bekanntheit.
Nachholbedarf signalisieren die Zahlen des Monats April 2021 für Social-Media-Aktivitäten
Das regelmäßige Versenden von Presseberichten ist eine Maßnahme, die positoiv auf den Bekanntheitsgrad eines Unternehmens einzahlt. Eine weitere ist aktives Social-Media-Marketing. Allerdings zeigen auch hier die Zahlen des Monats April ein sehr ernüchterndes Ergebnis. LinkedIn, Xing, Facebook, Instagram oder Twitte – gerade einmal knapp ein Drittel der untersuchten Werkzeug‑, Modell- und Formenbaubetriebe nutzen derzeit soziale Medien als Werbeplattform. Dabei ist ein Account schnell angelegt, und mit verhältnismäßig kleinem Zeit-Invest lässt sich hier viel erreichen. Diese Portale sind zudem auch wichtige Kanäle für die Positionierung als Unternehmen und Arbeitgeber. Gerade während der Covid-19-Pandemie haben Berufsnetzwerke wie LinkedIn oder Xing zwei wesentliche Vorteile: Sie bieten einen wertvollen Netzwerk-Effekt, und darüber hinaus eröffnen sie die Möglichkeit, die eigene Arbeitgebermarke aufzuwerten.
Am Optimieren der Sichtbarkeit bei Google & Co. führt im digitalen Zeitalter kein Weg vorbei
Weiteres Optimierungspotenzial offenbaren die Zahlen des Monats April 2021 im Web-Auftritt der Unternehmen. Denn nur knapp 40 Prozent der Werkzeug‑, Modell- und Formenbauer optimieren ihre Webseite für Suchmaschinen. Viele Werkzeug‑, Modell- und Formenbauer, die sich über den Marktspiegel benchmarken lassen, setzen zwar auf moderne und mobiloptimierte Webseiten, investieren aber nicht in die Suchmaschinenoptimierung. Verschenktes Potenzial, denn schließlich ist die Webseite die digitale Visitenkarte eines Unternehmens. Wenn die aber bei Suchanfragen erst gar nicht gefunden wird, bleibt das Unternehmen für den Markt unsichtbar. Deshalb ist wenigstens eine Basis-Suchmaschinenoptimierung gerade in der jetzigen Zeit, wo alles mehr oder weniger ausschließlich digital stattfinden kann, ein Muss. Die jetzige Zeit ist ein Weckruf für die Unternehmer. Sie müssen jetzt anfangen, sich den neuen Vermarktungsansprüchen zu stellen. Denn nur, wer sich marktorientiert wandelt und digitales Marketing versteht, wird nach Meinung der Gutachter beim Marktspiegel Werkzeugbau das Fortbestehen seines Unternehmens langfristig sichern können.