Der Begriff „Industrie 4.0“ ist allgegenwärtig. Zumindest auf den einschlägigen Messen, auf Veranstaltungen und in den Fachmedien. In den Unternehmen der Branche jedoch sieht das in der Praxis allerdings ganz anders aus. Die Zahlen des Monats Juni 2021 aus der jüngsten Datenauswertungen der Experten beim Marktspiegel Werkzeugbau haben nämlich gezeigt, dass rund 71 Prozent der an der Erhebung der genossenschaftlichen Brancheninitiative beteiligten Mitgliedsunternehmen aus dem Werkzeug‑, Modell- und Formenbau derzeit noch keine Vorstellung haben, wie sie beispielsweise mit dem Thema Digitalisierung umgehen wollen.

Die Gutachter aus dem Team der Marktspiegel Werkzeugbau eG sind häufig vor Ort in den Unternehmen. Auch vor dem Hintergrund der Zahlen des Monats Juni 2021 liegt die Herausforderung für die Unternehmensführungen aus ihrer Sicht im ersten Schritt darin, herauszufinden, wohin sich das eigene Unternehmen entwickeln soll. Wichtige Fragen, die sich jeder Verantwortliche stellen muss, sind beispielsweise: „Was macht mein Unternehmen in 10 Jahren? Welche Produkte fertigen wir? Mit welchen Kunden arbeiten wir? Und: Wie sieht das Geschäftsmodell aus?“ Der erfolgreiche Weg zu Industrie 4.0 beginnt nach den Erkenntnissen der Experten mit einer klaren Vision und einer konsequent daraus abgeleiteten Strategie. Ansonsten besteht nach ihrer Erfahrung die große Gefahr, dass purer Aktionismus entsteht. Und der ist oft wenig zielführend.
Zahlen des Monats Juni 2021 weisen positiven Trend aus
Zunächst zeigt sich in den Benchmark-Auswertungen aus dem Jahresabschluss 2019 für den Bereich der Digitalisierung und Automatisierung insgesamt ein positiver Trend. So setzen laut Zahlen des Monats Juni 2021 nach eigenen Angaben bereits 77,4 Prozent der Unternehmen einzelne moderne Tools zur Digitalisierung ein. Das sind unter anderem Augmented-Reality-Lösungen zur Qualitätssicherung oder softwaregestütztes und vernetztes Werkzeugmanagement. Darüber hinaus setzen die Unternehmen aber auch auf Virtual-Reality-Lösungen zur Werkzeugabnahme sowie auf mobile Endgeräte in der Fertigung. Dieses Ergebnis legt den Schluss nahe, dass einzelne Tools für die Unternehmer eher greifbar sind als übergreifende Gesamtlösungen. Und dass sie entsprechend auch leichter zu integrieren sind.
Automation ist auf dem Vormarsch
Insgesamt sehen die Zahlen des Monats Juni 2021 die Branche auf einem guten Weg. So gaben etwa 58 Prozent der Unternehmen im Benchmark des Marktspiegel Werkzeugbau an, bereits eine Palettierung, einen Roboter oder ein Handlingsystem einzusetzen. Für die Gutachter ein guter Wert, der beweist, dass Automation zunehmend an Bedeutung gewinnt. Ihrer Erkenntnis nach sind Automationslösungen in den Werkzeug‑, Modell- und Formenbau-Unternehmen etabliert und verbreite. Sie sind darüber hinaus ein entscheidender Faktor für die Zukunft. Die Experten sind sich zudem sicher, dass dieser Prozentsatz schon in naher Zukunft wohl deutlich höher ausfällt.
Im Fokus
Marktspiegel Werkzeugbau
Die Initiative Marktspiegel Werkzeugbau will der Branche der Werkzeug‑, Modell- und Formenbauer und neu auch den Spritzgussteilefertigern mit fundiertem Branchenwissen die Möglichkeit eröffnen, systematisch besser und wettbewerbsfähiger zu werden. Die eigene Unternehmensentwicklung wird für die teilnehmenden Unternehmen in Individualreports transparent und messbar. Ergebnis ist ein Unternehmensvergleich, aus dem sich für die Mitgliedsunternehmen konkrete Handlungsempfehlungen ableiten lassen. Der Marktspiegel Werkzeugbau ist eine Initiative „aus der Branche für die Branche“. Die Organisationsform einer Genossenschaft stellt sicher, dass sich jedes Branchenmitglied umfassend beteiligen kann. Wenn auch Sie herausfinden möchten, welche Ansatzpunkte es gibt, um sich nicht nur im Bereich Marketing wettbewerbsfähiger zu positionieren oder wie Sie im Vergleich zu Ihren Marktbegleitern abschneiden, dann melden Sie sich an für den praxisorientierten Unternehmensvergleich.
Die Zahlen des Monats Juni 2021 bestätigen auch, dass Automationslösungen den Unternehmen ermöglichen, mit weniger Maschinen und zudem mit weniger Manpower mehr Produktivität zu erreichen. Und eine höhere Maschinenauslastung sorgt außerdem für geringere Maschinenstundensätze. Damit schaffen die Betriebe zudem die Basis für eine höhere Wettbewerbsfähigkeit. Auch, wenn der Maschineninvest aufgrund der Automation zunächst höher ausfällt.
Zahlen des Monats Juni 2021 bestätigen eine höhere Flexibilität dank Automation
Darüber hinaus ist nach den Zahlen des Monats Juni 2021 auch der Zugewinn an Flexibilität ein großes Plus für die Unternehmen. Palettierung, Roboter oder Handlingsystem ermöglicht es den Betrieben, eine Bearbeitung auf der Maschine flexibel zu unterbrechen und Werkstücke zu tauschen. Das ist zudem inzwischen ohne große Verluste bei Effektivität und Bearbeitungsqualität möglich. Um sich diese Option offen zu halten ist es sinnvoll, bei einer Neuanschaffung immer auch eine automatisierte Lösung in Erwägung zu ziehen.
Nullpunktspannsysteme und definierte Rüstprozesse als Basis für Automatistierung
Für eine sinnvolle Automatisierung müssen in den Unternehmen zunächst erst die Voraussetzungen geschaffen werden. So haben laut den Zahlen des Monats Juni 2021 bereits rund 81 von hundert Unternehmen beim Marktspiegel Werkzeugbau ein Rüstprozesssystem oder ein Nullpunktspannsystem im Einsatz. Ein Rüstprozesssystem ist letztlich die technologische Basis für einen sinnvollen Einsatz von Automation.

Das sagt der Experte
„Unternehmer müssen klare Vorstellungen entwickeln: Was macht mein Unternehmen in 10 Jahren? Welche Produkte fertigen wir? Mit welchen Kunden arbeiten wir zusammen? Und: Wie sieht das Geschäftsmodell aus? Der Weg zu Industrie 4.0 beginnt mit einer klaren Vision und einer konsequent daraus abgeleiteten Strategie. Ansonsten besteht die Gefahr, dass purer Aktionismus entsteht. Und der ist oft wenig zielführend.“
Jens Lüdtke ist Mitglied des Vorstands in der Genossenschaft Marktspiegel Werkzeugbau. Darüber hinaus ist er einer von drei Gutachtern im Team der Brancheninitiative. – Bild: Marktspiegel Werkzeugbau
Das Ergebnis von 81 Prozent aus den Zahlen des Monats Juni 2021 ist laut Einschätzung der Experten zwar schon recht gut. Allerdings ist das oft nicht konsequent zu Ende gedacht. Denn viele Betriebe haben zwar ein Rüstprozesssystem, nutzen das aber noch nicht für den externen Rüstprozess. Die klare Empfehlung der Experten ist deshalb, den externen Rüstprozess voranzutreiben und damit organisatorisch und zudem auch technologisch die Basis für den Ausbau der Automation zu schaffen.
Digitalisierung und Automatisierung entwickeln sich weiter
Die Untersuchungen zeigen, dass sich die Unternehmen in den vergangenen Jahren bei Digitalisierung und Automatisierung merklich weiterentwickelt haben. Die Zahlen des Monats Juni 2021 zeigen, dass dieser Bereich immer mehr an Bedeutung gewinnt. Der Einfluss von Industrie 4.0 auf die Wettbewerbsfähigkeit und damit die Zukunftssicherung der Unternehmens wird weiter wachsen. Daher lautet der Rat Rat der Experten an die Verantwortlichen, diese Themen weiterhin dringend im Fokus zu halten und die eigenen Unternehmen entsprechend weiterzuentwickeln.