Am Markt der Werkzeug‑, Modell- und Formenbauer herrscht ein Angebotsüberhang. Formen und Werkzeuge werden weniger nachgefragt, weshalb kaum noch Unternehmen ihre Kapazitäten auslasten können. Wichtiger denn je wird es in solchen Zeiten, sich von der Masse abzuheben und mit professionell betriebenem Marketing kontinuierlich sichtbar zu sein. Marketing kann für Unternehmen sogar eine „Existenzsicherungsstrategie“ sein, weil es die Zukunft des eigenen Unternehmens sichert. Allerdings zeigen die Zahlen des Monats Juni 2022 aus der Auswertung des Marktspiegel Werkzeugbau: Hier hat die Branche noch deutlich Nachholbedarf.
Marketing spiegelt die kontinuierliche Nähe zum Markt wider. Wer Marketing betreibt, versteht, was der Markt braucht und wie man Wertschöpfung generieren kann. Und man versteht, welche Probleme am Markt vorhanden sind und wie man für diese eine gewinnbringende Lösung anbieten kann. Wichtige Eigenschaften demnach, um ein Unternehmen nachhaltig erfolgreich zu halten. Die Zahlen des Monats Juni 2022 zeigen hier ein Umdenken in der Branche.
Zahlen des Monats Juni 2022 zeigt steigende Bedeutung beim Marketing
Im Werkzeug‑, Modell- und Formenbau, in dem Marketing lange wie ein Stiefkind behandelt wurde, lässt sich allmählich ein Umdenken beobachten. Inzwischen sind sich schon deutlich mehr Unternehmer über die strategische Relevanz von Marketing für die eigene Unternehmensführung bewusst. Grund zur Annahme geben zumindest die Zahlen des Monats Juni 2022 aus den jüngsten Benchmark-Auswertungen des Marktspiegel Werkzeugbau aus dem Jahr 2021.
Im Fokus
Marktspiegel Werkzeugbau
Die Initiative Marktspiegel Werkzeugbau will der Branche der Werkzeug‑, Modell- und Formenbauer und neu auch den Spritzgussteilefertigern mit fundiertem Branchenwissen die Möglichkeit eröffnen, systematisch besser und wettbewerbsfähiger zu werden. Die eigene Unternehmensentwicklung wird für die teilnehmenden Unternehmen in Individualreports transparent und messbar. Ergebnis ist ein Unternehmensvergleich, aus dem sich für die Mitgliedsunternehmen konkrete Handlungsempfehlungen ableiten lassen. Der Marktspiegel Werkzeugbau ist eine Initiative „aus der Branche für die Branche“. Die Organisationsform einer Genossenschaft stellt sicher, dass sich jedes Branchenmitglied umfassend beteiligen kann. Wenn auch Sie herausfinden möchten, welche Ansatzpunkte es gibt, um sich nicht nur im Bereich Marketing wettbewerbsfähiger zu positionieren oder wie Sie im Vergleich zu Ihren Marktbegleitern abschneiden, dann melden Sie sich an für den praxisorientierten Unternehmensvergleich.
Sie haben zum Beispiel gezeigt, dass inzwischen nur noch 50 Prozent der Unternehmen aus dem Werkzeug‑, Modell- und Formenbau keine Marketingstrategie und keine Marketingplanung definiert haben. Im Vorjahr waren es noch mehr als 70 Prozent. Der Marktspiegel Werkzeugbau spricht in den Zahlen des Monats Juni 2022 von einer guten Entwicklung. Im vergangenen Jahr haben die Experten dort die Unternehmen zu mehr Marketing-Mut aufgerufen. Umso schöner zu sehen, dass einige mutig gewesen sind und sich des Themas angenommen haben. Sie haben aktiv Strukturen und Personal aufgebaut. Und sie sind inzwischen auch in der Umsetzungsebene angelangt, etwa bei Themen wie Strategie, Planung und Budgetierung von Marketing, Zielgruppendefinition sowie Kundensegmentierung.
Kundenzufriedenheitsanalysen stehen laut Zahlen des Monats Juni 2022 vermehrt im Fokus
Für die Branche, die größtenteils von Bestandkundengeschäft lebt, scheint auch das Thema Kundenzufriedenheit immer mehr an Bedeutung zu gewinnen. Inzwischen geben nach den Zahlen des Monats Juni 2022 rund 70 Prozent der Unternehmer an, die Zufriedenheit ihrer Kunden zu kennen. Im Vorjahresvergleich eine Steigerung von 25 Prozent. Neukundengewinnung gestaltet sich erfahrungsgemäß deutlich schwieriger, als Bestandskunden zu halten. Kundenzufriedenheitsanalysen helfen dabei, herauszufinden, wie die Zufriedenheit hochgehalten und das Leistungsportfolio noch individueller auf die Bedürfnisse der Bestandskunden ausgerichtet werden kann.
Neben dem wichtigen Thema Kundenzufriedenheit gehört nach den Zahlen des Monats Juni 2022 auch die digitale Sichtbarkeit ganz oben auf die Branchenagenda. Seit der Covid-19-Pandemie erlebt auch die Branche einen Digitalisierungsboost, der das Verständnis und die Durchführung von digitalem Marketing voraussetzt.
Online-Sichtbarkeit ist ein Muss im Digitalisierungszeitalter
Als ein absolutes Muss wird im Expertenkreis zum Beispiel ein Google-My-Business-Profil angesehen. Den Angaben des Marktspiegel Werkzeugbau zufolge verfügen erst knapp 60 Prozent der Unternehmen über ein solches Unternehmensprofil bei Google. Im Vergleich zum Vorjahr macht das zwar nach den Zahlen des Monats Juni 2022 eine Steigerung von 36 Prozent aus. Das stellt indes die Gutachter nicht zufrieden. Schließlich ist das Google-My-Business-Profil in der Regel einer der ersten Kontakte, den ein potenzieller Kunde online mit dem Unternehmen hat. Gerade in einem Dienstleistungsgeschäft wie dem der Werkzeug‑, Modell- und Formenbauer kann ein gepflegtes Online-Profil mit positiven Google-Rezensionen ausschlaggebend für eine Projektvergabe sein. Weil das Profil sowohl zukunftsweisend als auch kostenlos ist, müsste das Ergebnis im Benchmark nach Meinung der Gutachter bei 100 Prozent liegen.
Das sagt der Experte
„Im vergangenen Jahr haben wir die Unternehmen zu mehr Marketing-Mut aufgerufen. Umso schöner zu sehen, dass einige mutig gewesen sind. Sie haben sich des Themas angenommen. Aktiv Strukturen und Personal aufgebaut. Und sie sind inzwischen auch in der Umsetzungsebene angelangt, etwa bei Themen wie Strategie, Planung und Budgetierung von Marketing, Zielgruppendefinition sowie Kundensegmentierung.“
Benedikt Ruf war bis April dieses Jahres einer von drei Gutachtern im Team der Brancheninitiative. – Bild: Marktspiegel Werkzeugbau
Wer als User den Blick auf das Google-My-Business-Profil eines Unternehmens geworfen hat, ist im nächsten Schritt gewöhnlich an dessen Webauftritt interessiert. Auch der ist bei den Werkzeug‑, Modell- und Formenbaubetrieben, die am Marktspiegel teilnehmen, weiterhin ausbaufähig. Wo im Vorjahr nur 40 Prozent der Unternehmen angaben, ihre Webseite für Suchmaschinen zu optimieren, um online besser gefunden zu werden, sind es in den Zahlen des Monats Juni 2022 schon knapp 70 Prozent. Viele Unternehmer haben in Suchmaschinenoptimierung investiert, weil sie verstanden haben, dass die Webseite nicht nur eine reine digitale Visitenkarte ist. Vielmehr muss sie in der Online-Welt auch zu bestimmten Suchbegriffen sichtbar sein. Die Gutachter erkennen hier eine Bewegung in die richtige Richtung.
Vorreiter setzen nach den Zahlen des Monats Juni 2022 auf Suchmaschinenwerbung
Wie sich die Branche langsam an digitales Marketing herantastet, sieht man außerdem an der nächsten Kennzahl. Die Zahlen des Monats Juni 2022 zeigen, dass erst 30 Prozent der Mitgliedsunternehmen aus dem Werkzeug‑, Modell– und Formenbau angeben, Suchmaschinenwerbung über Google AdWords zu betreiben. Zwar fällt das Ergebnis auch hier bemerkenswert niedrig aus. Im Vergleich zum Vorjahr handelt es sich aber um einen Anstieg von 20 Prozent. Eine ähnliche Tendenz wie im SEO-Bereich. Wenige Vorreiter aus der Branche werden experimentierfreudiger und investieren aktiv in die organische Visibilität bei Google. Das bedeutet, sie bringen nicht nur Zeit auf, um Inhalte zu optimieren und umzuformulieren. Sie investieren auch tatsächlich Geld in Google-Anzeigen zu verschiedenen Keywords wie etwa ‚Spritzgusswerkzeuge‘. Definitiv eine interessante Entwicklung.
Suchmaschinenwerbung dient vor allem der Lead-Generierung von Neukunden und Bewerbern. Man kann sie also einerseits als Vertriebskanal nutzen, um Werkzeugproduktion zu bewerben. Andererseits könnte man sie als Arbeitgeber genauso gut dafür einsetzen, um Werbung für Jobausschreibungen zu machen. Wer als Unternehmer bereit ist und ein kleines Budget von etwa 50 bis 100 Euro pro Monat freimacht, kann diese Möglichkeit auf sehr einfache Weise testen und herausfinden, ob Suchmaschinenwerbung für einen persönlich sinnvoll ist.
Hands-on Marketing als Schlüssel zum Erfolg
Apropos „einfach mal testen“. Im aktuellen Entwicklungsstadium kommt es nach Meinung des Experten genau darauf an. Weil sich die Zeit so dynamisch ändert und sich die Unternehmen aus der Branche in einer strukturellen Krise befinden, oft auch unter hohem Umsatzdruck stehen, sind es im Moment die kleinen Schritte, die zählen. Diese müssen nicht zwangsläufig mit einem Geld-Invest zusammenhängen. Vielmehr sieht er das Hands-on Marketing als den Schlüssel zum Erfolg. Es geht darum zu verstehen, mit den geringstmöglichen Mitteleinsatz die größtmögliche Marketing-Wirkung zu erzielen. Das erfordert nicht immer nur, für eine monetäre Investition bereit zu sein, sondern einen Perspektivwechsel im Kopf. Was manchmal die weit größere Herausforderung darstellt.
Laut den Zahlen des Monats Juni 2022 ist Zeit anstatt Geld zu investieren sinnvoll
Wer in Krisenzeiten unternehmerisch Marketing angehen möchte, sollte also zunächst Zeit anstatt Geld investieren. Social Media ist ein Kanal , für den kein Geld aufgewendet werden muss. Darüber hinaus stehen inzwischen ausgereifte Grafik-Apps wie etwa „Canva“ zur freien Verfügung, mit denen man schon nach etwas Einarbeitungszeit professionelle Grafiken designen kann. Pressemeldungen erfordern auch nur die Zeit, um sie zu verfassen. Wer Zeit investiert wird feststellen, das mit vielen kleinen Marketing-Kniffen viel getan ist. Es gibt inzwischen zahlreiche Möglichkeiten. Diejenigen, die sich das nicht zutrauen, können auch Agenturen oder Freelancer mit ins Boot holen und sich zudem in Workshops fit machen lassen. Schon für kleines Geld stehen hier Experten beratend zur Seite. Es ist von Vorteil, wenn die Unternehmer gerade hier weiter den Fuß von der Bremse nehmen und mit weiteren kleinen Schritten große Wirkung erzielen. Alles ist besser als nichts zu tun. Also am besten angreifen, lernen und stetig besser werden.