Zu seinem ersten „Netzwerktreffen Marktspiegel Werkzeugbau“ hatte die genossenschaftliche Benchmark-Initiative Mitglieder, Interessenten, Sponsoren und Unterstützer in die Göppinger Niederlassung des japanischen Präzisionswerkzeugherstellers OSG eingeladen. Im Fokus stand neben interessanten Einblicken in Zahlen, Daten und Fakten auch die für die Branche relevanten aktuellen Marktentwicklungen und Trends.

Mehr als 60 Teilnehmer aus der Branche waren der Einladung gefolgt. In erster Linie waren es Entscheidungsträger und Führungskräfte aus den Unternehmen im Bereich Werkzeug- und Formenbau gekommen. Darüber hinaus auch deren Zulieferer, die die Gelegenheit zum Austausch ausgiebig nutzten.
Die sehr offene und transparente Atmosphäre prägte auch die Gespräche. Einer der Grundgedanken des Treffens war schließlich, die Unternehmenslenker auch über die Ebene des Smalltalks zusammenzubringen.
Netzwerktreffen zeugt von gelebter Offenheit und Transparenz
Bestes Beispiel für diese Offenheit und Transparenz war Gastgeber OSG. Das japanische Unternehmen unterstützt den Marktspiegel Werkzeugbau als einer der Sponsoren der ersten Stunde. Unter den Gästen waren auch zahlreiche hochrangige Vertreter von Marktbegleitern des Premium-Werkzeugherstellers – etwa von Hufschmied Zerspanungssysteme, LMT Tools, Zecha, Mapal, Paul Horn oder Aura Fräswerkzeuge. Trotzdem öffnete OSG-Deutschland-Geschäftsführer Michael Rupp für einen exklusiven Rundgang bereitwillig und vorbehaltslos allen Besuchern die Türen ins Allerheiligste der Produktion in Göppingen.

Von der Entwicklung bis zum fertigen Produkt findet bei OSG die komplette Wertschöpfung im Haus statt. Die Beherrschung verschiedener Prozessketten und Technologien ist für den Präzisionswerkzeughersteller der Erfolgsgarant und sorgt für kontinuierlichen Wissens- und Erfahrungszuwachs.
Im Fokus
Jetzt valide Daten auch für Spritzgießer & Co.
Der Marktspiegel Werkzeugbau bewertet deutschsprachige Werkzeug‑, Modell- und Formenbauer anonymisiert nach ihrer Wettbewerbsfähigkeit. Darüber hinaus auch seit kurzem die Serienfertiger in der Kunststoffindustrie . Die neutrale Datenauswertung dient den Unternehmen zur Einschätzung der eigenen Positionierung im direkten Vergleich zum Branchenumfeld. Einen zusätzlichen Mehrwert bieten konkrete, umsetzungsorientierte Handlungsempfehlungen. Die arbeitet ein Team aus drei Experten aus der Branche anhand der vorliegenden Datenlage in einem unternehmensspezifischen Individualreport aus. Die Genossenschaft agiert unter dem Motto „aus der Branche für die Branche“. Zudem stellt die Organisation in einer Genossenschaft nachhaltig sicher, dass jedes Branchenmitglied an Zukunftsentscheidungen mitwirken und sich individuell einbringen kann.
„Wir möchten den Gesamtprozess beim Anwender verstehen und analysieren. So können wir den Anwender von der Digitalisierung bis zum fertigen Bauteil begleiten“, erklärte Rupp. Zudem beantwortete er kompetent auch sehr spezifische Fragen der Besucher.
Netzwerktreffen zeigt vorbildliches Miteinander
Eine Offenheit, die offenkundig Beispiel gibt und sehr direkt Früchte trägt. Denn inzwischen gibt es bereits erste Gegeneinladungen von den anderen Präzisionswerkzeugherstellern.

Eine neue Offenheit in der Branche, die auch in anderen Bereichen für Synergien sorgt. So stellte Ralf Dürrwächter, Vorsitzender des Aufsichtsrats beim Marktspiegel Werkzeugbau, die vor kurzem gegründete „Forschungsgemeinschaft Deutscher Werkzeug- und Formenbauer“ (FDWF) vor.
Neue Forschungsgemeinschaft für Werkzeug- und Formenbauer
Hier können Unternehmen der Branche mit staatlich unterstützter Forschung an ihrer Zukunftsfähigkeit arbeiten. Und auf ein starkes Netzwerk zugreifen, das ihnen dabei tatkräftig zur Seite steht. Geförderte Forschungsprojekte sind in diesem Kontext übrigens nicht nur im Bereich der Produkte und Technologien möglich – es lassen sich beispielsweise auch Managementthemen oder etwa neue Geschäftsmodelle für die Branche erforschen.

Jens Lüdtke, Mitglied des Vorstands des Marktspiegel Werkzeugbau, gab insbesondere für die neuen Interessenten einen Überblick über die Strukturen und die Abläufe in der Genossenschaft.
Netzwerktreffen offenbart viel Herzblut aller Beteiligten
Deutlich wurde, wie viel ehrenamtliches Engagement und wieviel Herzblut aller Beteiligten in dieser Benchmark-Initiative steckt. Ein Engagement, das sich lohnt und das die einzelnen Unternehmen, aber auch die Branche insgesamt stärkt und bei der Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit deutlich voranbringen kann.

Ein Team aus versierten Gutachtern erhebt eine umfassende Menge an Daten und Indikatoren in den beteiligten Unternehmen. Das reicht von technischen Werten aus der Bearbeitung über Personalkosten und Automatisierungsgrad bis hin zum Einsatz von MES-Systemen für die Fertigungssteuerung. Aber auch ein aktiver Vertrieb sowie die jeweiligen Marketingstrategien und ihre Umsetzung finden Eingang in die Bewertung.
Strikt anonymisierte Bewertung
Die Bewertung erfolgt übrigens strikt anonymisiert – die Gutachter wissen also nicht, zu welchem Unternehmen die Zahlen gehören, die sie gerade evaluieren. Aus den erhobenen Werten entsteht einerseits ein Individualreport mit konkreten Handlungsempfehlungen, der so vertraulich wie exklusiv seinen Weg zurück zum jeweiligen Unternehmen über einen notariellen Datentreuhänder findet – nur dieser weiß, welche Daten zu welchem Teilnehmer gehören.

Andererseits fließen die Daten in verschiedene standardisierte Kennzahlen ein, die allen Teilnehmern zur Verfügung stehen und dessen Werte Unternehmenslenkern zuverlässig dabei helfen, die eigene Position zu bestimmen und Optimierungspotenzial gezielt zu erschließen. Lüdtke stellte einige der Werte aus dem Kennzahlenreport vor und zeigte, wo die Branche ihre Stärken hat – aber eben auch, wo noch Luft nach oben ist.
Grundlage für valide Entscheidungen
Eines der wichtigen, in der Branche aber nach wie vor ausbaufähigen Themen ist der Vertrieb. Gleich zwei interessante Beiträge stellten diesen Schwerpunkt in den Fokus. Torsten Kersting, Genossenschaftsmitglied und Bereichsleiter Produktivitätsbefähigung bei Formex Plastik, sowie Christian Götze, Sponsor und Gründer bei Toolplace, brachten innovative Ideen zu Kooperationen und Vertriebswege ein.

Meist sind die Auftraggeber der Werkzeugbauunternehmen weit größer als die Branchenbetriebe selbst. Um hier ein Stück näher an ausgeglichene Verhältnisse zu kommen, brachte Kersting beispielsweise die Idee einer „Werkzeugbau AG“ ins Spiel. Wenn sich Unternehmen zusammenschließen, intelligent kooperieren und Synergieeffekte klug nutzen, wenn zudem die beteiligten Betriebe ihre Stärken klug kombinieren, dann kann solch ein Zusammenschluss weit mehr sein als nur die Summe seiner einzelnen Mitglieder. So können beispielsweise gemeinsam genutzte Niederlassungen die geographische Präsenz der einzelnen Unternehmen nachhaltig unterstützen. Sowohl bei Vertrieb als auch im After Sales.
Vertrieb wird oft vernachlässigt
Vertriebsprofi Götze schlägt den Werkzeugmachern vor, neue Vertriebswege auszuprobieren. Der Weg über den Einkäufer ist oft nicht erfolgreich. Man findet sich letztlich in einer Preisspirale wieder und hat keine Chance, sich über Qualität zu differenzieren. Erfolgversprechender ist der Weg über die Produktion oder – noch besser – über den OEM. Die entsprechenden Kontakte zu knüpfen und zu halten ist indes oft sehr aufwändig. Eine weitere, zusätzliche Möglichkeit der Ansprache neuer Auftraggeber können sehr spezifische Portale sein, die Angebot und Nachfrage qualifiziert zusammenführen.

Mit „Toolplace“ hat Götze eine solche Plattform geschaffen, die das bereits erfolgreich vorlebt. Ihr Geheimnis: die umfassende Qualifizierung der teilnehmenden Werkzeugbauten, damit ein OEM sehr zielgenau findet, was er benötigt. Und die strikte Beschränkung auf den DACH-Raum – hier spielen regionale Nähe, Zugänglichkeit und auch die gemeinsame Sprache eine große Rolle.
Netzwerktreffen in lockerer Atmosphäre
Neben dem vermitteln von aktuellem Wissen blieb indes genügend Zeit zum Austausch. Die lockere Atmosphäre, zu der auch das kulinarische Angebot beitrug, nutzten die Entscheider der teilnehmenden Unternehmen für ausgiebiges Netzwerken. Teilweise bis in die Nacht hinein. Und nicht wenige von denen, die als Interessenten bei dem Treffen dabei waren, werden wohl in naher Zukunft selbst Bestandteil des Netzwerks. Für eine bessere Wettbewerbsfähigkeit des eigenen Unternehmens und der gesamten Branche.