Gün­ther Heiss­ka­nal­tech­nik: Heiß­ka­nal­dü­se für Bio-Polymere

Gün­ther Heiss­ka­nal­tech­nik: Heiß­ka­nal­dü­se für Bio-Polymere

Zwei­te-Gene­ra­ti­on-Roh­stof­fe wie Bio-Poly­me­re kom­men in vie­len Anwen­dungs­be­rei­chen auch mit Heiß­ka­nal­dü­se zum Ein­satz. Gün­ther Heiss­ka­nal passt das Tem­pe­ra­tur­ver­hal­ten in der Heiß­ka­nal­dü­se auf die Anfor­de­run­gen die­ser Werk­stof­fe an. Um eine ther­mi­sche Schä­di­gung der Schmel­ze zu ver­mei­den, set­zen Anwen­der bei der Ver­ar­bei­tung der zum Teil ther­misch- und scher­sen­si­blen Bio-Poly­me­re Heiß­ka­nal­sys­te­me mit einem ent­spre­chen­den Tem­pe­ra­tur­ver­hal­ten ein.

: Das Zweifach-Versuchswerkzeug für Bio-Polymere ist so aufgebaut, dass auswerferseitig Wechseleinsätze mit verschiedenen Ausführungen von Probekörpern eingesetzt werden können. – Bild: Günther Heisskanaltechnik
Das Zwei­fach-Ver­suchs­werk­zeug für Bio-Poly­me­re ist so auf­ge­baut, dass aus­wer­fer­sei­tig Wech­sel­ein­sät­ze mit ver­schie­de­nen Aus­füh­run­gen von Pro­be­kör­pern ein­ge­setzt wer­den kön­nen. – Bild: Gün­ther Heisskanaltechnik

Bio-Poly­me­re wur­den zunächst als Alter­na­ti­ve zu petro­le­um­ba­sier­ten Kunst­stof­fen ent­wi­ckelt. So klas­si­fi­ziert man einen Kunst­stoff als Bio­kunst­stoff, wenn er ent­we­der bio­ba­siert (teil­wei­se oder voll­stän­dig), bio­lo­gisch abbau­bar oder auch bei­des ist. Der Anteil der Bio­kunst­stof­fe liegt laut Euro­pean Bio­pla­s­tics e.V. der­zeit nur bei etwa einem Pro­zent, bei einer welt­wei­ten Pro­duk­ti­ons­ka­pa­zi­tät von ca. 367 Mio. t Kunst­stoff pro Jahr. Jedoch steigt die Nach­fra­ge nach Bio­kunst­stof­fen ste­tig, da sie in zahl­rei­chen Märk­ten für immer mehr und anspruchs­vol­le­re Pro­duk­te ein­ge­setzt wer­den. Des­halb erwar­tet Euro­pean Bio­pla­s­tics eine Stei­ge­rung der Pro­duk­ti­ons­ka­pa­zi­tät mit­tel­fris­tig auf rund 7,59 Mio. t im Jahr 2026.

Anteil der Bio-Poly­me­re nimmt zu

Bio-Fed ist Exper­te in der Ent­wick­lung und Her­stel­lung von bio­lo­gisch abbau­ba­ren und/oder bio­ba­sier­ten Com­pounds.  Im Tech­ni­kum von Gün­ther Heiss­ka­nal­tech­nik in Fran­ken­berg führ­ten die Spe­zia­lis­ten Mate­ri­al­ver­su­che mit Heiß­ka­nal-Werk­zeu­gen daus. Denn die Ver­ar­bei­tung von PLA-Typen mit Heiß­ka­nal weist ein rela­tiv gro­ßes Ver­ar­bei­tungs­fens­ter auf. Da die PHA-Typen ther­misch noch emp­find­li­cher sind und auch die Scher­be­las­tung kri­ti­scher zu bewer­ten ist, woll­te man in den Mate­ri­al­ver­su­chen die Rah­men­be­din­gun­gen für eine pro­zess­si­che­re und scho­nen­de Ver­ar­bei­tung evaluieren. 

Im Fokus
Bio-Poly­me­re aus unter­schied­li­chen Gene­ra­tio­nen
Die Her­stel­lung der Bio-Poly­me­re erfolgt durch soge­nann­te Ers­te-Gene­ra­ti­on-Roh­stof­fe wie Stär­ke, Zucker oder Zel­lu­lo­se. Zur Pro­duk­ti­on von Han­dy-Kom­po­nen­ten, Fla­schen und ande­ren Ver­pa­ckun­gen wird etwa Poly­milch­säu­re (PLA) per Zucker-Fer­men­ta­ti­on her­ge­stellt und ver­wen­det. Dar­über hin­aus enga­gie­ren sich Unter­neh­men wie Bio-Fed, eine Zweig­nie­der­las­sung der Akro-Pla­s­tic GmbH, für die Diver­si­fi­zie­rung der Roh­stof­fe. Der­zeit wird noch Roh­ma­te­ri­al der ers­ten Gene­ra­ti­on ver­wen­det, aber es lau­fen Anstren­gun­gen, auf die zwei­te Gene­ra­ti­on zu wech­seln. Die­ses Aus­gangs­ma­te­ri­al kann ligno­cel­lu­lo­sisch sein, wie Zucker aus Bagas­se, Stroh und ande­ren Stof­fen. Es exis­tie­ren auch Kon­zep­te zur direk­ten Umwand­lung von CO2 oder CH4 in grü­ne Bau­stei­ne, um den land­wirt­schaft­li­chen Schritt kom­plett zu überspringen.

Bei der Ver­suchs­um­set­zung bewer­te­trn die Fach­leu­te unter ande­rem die Para­me­ter­fin­dung für einen sta­bi­len Pro­zess sowie das Öff­nungs­ver­hal­ten der Anspritz­punk­te und die Füll­stu­die. Dar­über hin­aus die maxi­ma­le Nach­druck­zeit beim Nadel­ver­schluss und das Anfahr­ver­hal­ten nach simu­lier­ter Pro­zess­un­ter­bre­chung. Außer­dem die Druck­ver­lus­ter­mitt­lung in Abhän­gig­keit der Spritz­ge­schwin­dig­keit sowie den Nach­weis der Pro­zess­sta­bi­li­tät über einen defi­nier­ten Zeitraum

Pro­zess­si­cher mit Heiß­ka­nal­dü­se verarbeiten

Dafür setz­ten die Fach­leu­te ein Zwei­fach-Ver­suchs­werk­zeug von Gün­ther ein. Das Werk­zeug ist so auf­ge­baut, dass die Bedie­ner aus­wer­fer­sei­tig Wech­sel­ein­sät­ze mit ver­schie­de­nen Aus­füh­run­gen von Pro­be­kör­pern ein­set­zen kön­nen. Für die Ver­su­che ver­wen­de­ten sie eine „Schei­be“ als Pro­be­kör­per für die offe­ne Heiß­ka­nal­dü­se und einen „Zugstab“-Probekörper für die Nadel­ver­schluss­dü­se. Die Düsen­sei­te kön­nen sie wahl­wei­se mit offe­nen Düsen mit Spit­ze oder mit Nadel­ver­schluss­dü­sen aus­füh­ren. Die Ver­su­che lie­fen auf einer Arburg All­roun­der 520A 1500–400 Spritz­guss­ma­schi­ne mit einem Spritz­ag­gre­gat von 25 mm.

Bio-Poly­me­re erfor­dern eine homo­ge­ne Ver­tei­lung der Wärme

Bei der Aus­le­gung des Heiß­ka­nal­ver­tei­lers ach­te­ten die Exper­ten auf eine homo­ge­ne Tem­pe­ra­tur­ver­tei­lung. Mit einer Simu­la­ti­on der Wär­me­ver­tei­lung stell­ten sie sicher, dass auch tat­säch­lich eine homo­ge­ne Ver­tei­lung der Wär­me im Ver­tei­ler vor­han­den ist. Das zeigt auch das Bei­spiel des 16fach-Ver­tei­lers, den die Fach­leu­te mit der Simu­la­ti­ons-Soft­ware Sig­ma­soft wär­me­tech­nisch berech­net hatten. 

Für die Versuche mit der offenen Heißkanaldüse wurde eine „Scheibe“ aus Bio-Polymer als Probekörper eingesetzt. - Bild: Günther Heisskanaltechnik
Für die Ver­su­che mit der offe­nen Heiß­ka­nal­dü­se wur­de eine „Schei­be“ aus Bio-Poly­mer als Pro­be­kör­per ein­ge­setzt. – Bild: Gün­ther Heisskanaltechnik

Auf der Ebe­ne der Schmel­ze­ka­nä­le plast­zier­ten sie des­halb im Bereich der Düsen­ab­gangs­boh­run­gen Ther­mo­sen­so­ren, die nach einem Mul­ti­zy­klus die Tem­pe­ra­tur mes­sen. Die Dif­fe­renz zwi­schen dem hei­ßes­ten und dem käl­tes­ten Punkt betrugt in die­sem Fall 3 K. Zur Über­prü­fung der Tem­pe­ra­tu­ren in der Pra­xis ver­fü­gen die­se Ver­tei­ler über zusätz­li­chen Ther­mo­füh­ler. Die maxi­ma­le Tem­pe­ra­tur­dif­fe­renz lag hier­bei bei 5 K. Die Aus­le­gung der Kanal­quer­schnit­te erfolg­te nach dem vor­han­de­nen Schuss­ge­wicht unter der Berück­sich­ti­gung des Druckverlustes/Scherung und der Verweilzeit.

Tem­pe­ra­tur­ver­hal­ten in der Heißkanaldüse

Das erfor­der­li­che Tem­pe­ra­tur­ver­hal­ten in der Heiß­ka­nal­dü­se wird durch das Aus­le­gen der Hei­zung sowie mit einer gute ther­mi­sche Tren­nung zwi­schen dem tem­pe­rier­ten Werk­zeug und der hei­ßen Heiß­ka­nal­dü­se beein­flusst. Die Heiß­ka­nal­dü­sen von Gün­ther erzie­len die­se ther­mi­sche Tren­nung mit einem zwei­ge­teil­ten Schaft, der zum einen aus einer Titan­le­gie­rung mit einer Wär­me­leit­fä­hig­keit von rund 7 W/mK und Stahl besteht. Ein Luft­spalt zwi­schen Düsen­schaft und Hei­zung führt zu einer zusätz­li­chen ther­mi­schen Tren­nung. Dank der Blue-Flow-Hei­zung ist eine geziel­te Ver­tei­lung der Heiz­leis­tung mög­lich. So ist zum Bei­spiel im vor­de­ren Bereich der Düse (Spit­ze) mehr als 50 Pro­zent der gesam­ten Heiz­leis­tung kon­zen­triert. Damit stellt Gün­ther sicher, dass eine aus­rei­chen­de Wär­me­men­ge in die Spit­ze gelei­tet wird. Da im mitt­le­ren Bereich der Düse kei­ne Wär­me­ab­lei­tung erfolgt, hat der Her­stel­ler die Heiz­leis­tung in die­sem Bereich deut­lich redu­ziert, um ein Über­hei­zen zu vermeiden.

Der Probekörper „Stab“ für das Nadelverschluss-System und die Heißkanaldüse besteht aus Bio-Polymer und hat eine Wanddicke von 2 mm sowie eine Fließweglänge von rund 90 mm. - Bild: Günther Heisskanaltechnik
Der Pro­be­kör­per „Stab“ für das Nadel­ver­schluss-Sys­tem und die Heiß­ka­nal­dü­se besteht aus Bio-Poly­mer und hat eine Wand­di­cke von 2 mm sowie eine Fließ­weg­län­ge von rund 90 mm. – Bild: Gün­ther Heisskanaltechnik

Markt­üb­li­che Stan­dard­dü­sen wer­den in der Regel mit dem Mate­ri­al­rohr direkt oder über einen Titan­ring im Form­ein­satz zen­triert. Durch die­se metal­li­sche Ver­bin­dung von Stahl auf Stahl im Bereich des Anspritz­punk­tes ent­steht eine sehr gute Wär­me­lei­tung. Da bekann­ter­ma­ßen Wär­me immer vom hei­ßen zu dem kal­ten Kör­per fließt, ist hier ein hoher Wär­me­ver­lust in der Heiß­ka­nal­dü­se zu erwar­ten. Die Fol­ge ist, dass häu­fig der tat­säch­li­che Tem­pe­ra­tur­ver­lauf in der Heiß­ka­nal­dü­se deut­lich über der am Regel­ge­rät ange­zeig­ten Tem­pe­ra­tur hin­aus­geht. Damit kön­nen sen­si­ble Poly­me­re und Addi­ti­ve, wie zum Bei­spiel Flamm­schutz­mit­tel, ther­mi­sche Schä­den erleiden.

Heiß­ka­nal­dü­se mit geteil­tem Schaft

Bei einer Gün­ther-Düse mit Schaft oder geteil­ten Schaft wird zum einen über das Design und zum ande­ren über die Mate­ri­al­aus­wahl der Wär­me­fluss gezielt behin­dert, sodass ein deut­lich gerin­ge­rer Wär­me­ver­lust ent­steht. Auf­grund die­ses gerin­ge­ren Wär­me­ver­lusts ent­steht ein deut­lich homo­ge­ne­rer Tem­per­ar­tur­ver­lauf ohne mas­si­ve Tem­pe­ra­tur­über­hö­hun­gen. Somit las­sen sich ther­misch sen­si­ble Kunst­stof­fe wie das PHA und das PLA mit die­sen Düsen pro­blem­los verarbeiten.

Ein wei­te­rer Vor­teil der Heiß­ka­nal­dü­se mit zwei­tei­li­gem Schaft besteht dar­in, dass sich der Form­ein­satz im Bereich des Anspritz­punk­tes oder der Heiß­ka­nal­dü­se auf­grund der gerin­ge­ren Wär­me­ab­lei­tung weni­ger stark auf­heizt. Die Wär­me­si­mu­la­ti­on zeigt, dass die Tem­pe­ra­tur in der unmit­tel­ba­ren Umge­bung der Heiß­ka­nal­dü­se mit Schaft (Bei­spiel 5STF50) um rund 20K nied­ri­ger ist als bei Heiß­ka­nal­dü­sen ohne Schaft.

Stan­dard-Heiß­ka­nal­dü­se mit offe­ner Spitze

Für die Ver­su­che mit offe­nem Heiß­ka­nal setz­ten die Exper­ten zwei 6SH­F80-Düsen von Gün­ther ein, bei denen die Wär­me über die Wär­me­leit­spit­ze aus einem gut wär­me­lei­ten­den Metall in den Anspritz­punkt fließt. So stel­len die Spe­zia­lis­ten ein wei­test­ge­hend gleich­mä­ßi­ges Öff­nungs­ver­hal­ten der Anspritz­punk­te in Ver­bin­dung mit einer guten Qua­li­tät des Anspritz­punk­tes sicher. Für die Ver­su­che wähl­ten sie den Pro­be­kör­per „Schei­be“ mit einem Anspritz­punkt-Durch­mes­ser von 1,2mm; die Heiß­ka­nal­dü­se setz­ten sie mit dem Nenn­maß 80 mm in den Vor­kam­mer­ein­satz ein.

Bei der Auslegung des Heißkanalverteilers für Bio-Polymere wurde mittels einer Simulation die Wärmeverteilung optimiert und eine homogene Temperaturverteilung erreicht. – Bild: Günther Heisskanaltechnik
Bei der Aus­le­gung des Heiß­ka­nal­ver­tei­lers für Bio-Poly­me­re wur­de mit­tels einer Simu­la­ti­on die Wär­me­ver­tei­lung opti­miert und eine homo­ge­ne Tem­pe­ra­tur­ver­tei­lung erreicht. – Bild: Gün­ther Heisskanaltechnik

Die Bio-Poly­me­re der Typen M‑Vera GP 1045 und GP 1012 ver­ar­bei­te­ten die Spe­zia­lis­ten bei einer Ver­ar­bei­tungs­tem­pe­ra­tur von 150 °C (Spritz­ag­gre­gat und Heiß­ka­nal) und einer Werk­zeug­tem­pe­ra­tur von 40 °C. Hier­bei war ein sta­bi­ler Pro­zess ohne Druck­schwan­kun­gen mög­lich. Die Heiß­ka­nal-Düsen­tem­pe­ra­tur redu­zier­ten sie schritt­wei­se auf 135 °C, ohne dass es zu Pro­zess­schwan­kun­gen gekom­men wäre. Eine Füll­stu­die erstell­ten die Exper­ten bei glei­chen Düsen­tem­pe­ra­tu­ren eben­so. Nach einer simu­lier­ten Pro­zess­un­ter­bre­chung von 15 min war das Wie­der­an­fah­ren ohne Ein­schrän­kun­gen mög­lich. Als gut zu bewer­ten war auch die Anspritz­punkt-Qua­li­tät für eine Düse mit Spitze.

Natur­fa­sern als Nukleierungsmittel

Bei der Type GP 1012 sol­len die Natur­fa­sern als Nukle­ie­rungs­mit­tel wir­ken. Um die­sen Effekt zu tes­ten, redu­zier­ten die Fach­leu­te bei bei­den Mate­ri­al­ty­pen die Kühl­zeit auf ein Mini­mum und das Aus­werf­ver­hal­ten. Die Pro­be­kör­per aus GP 1012 wur­den nach einer Kühl­zeit von mehr als 3 s ent­formt, ohne dass die Arti­kel eine Defor­ma­ti­on zeig­ten. Bei einer Kühl­zeit ≤ 3 Sekun­den ist eine leich­te Defor­ma­ti­on erkenn­bar. Beim Ent­for­men der Pro­be­kör­per aus GP 1045 ist eine Kühl­zeit von mehr als 8 s erfor­der­lich, um die Tei­le ohne Ver­zug zu ent­for­men. Um die Pro­zess­fä­hig­keit über einen etwas län­ge­ren Zeit­raum zu prü­fen, ver­ar­bei­te­ten die Spe­zia­lis­ten anschlie­ßend bei­de Mate­ri­al­ty­pen jeweils über 1 h mit den opti­mier­ten Para­me­tern . Die Aus­wer­te-Gra­phi­ken zei­gen hier einen kon­stan­ten Pro­zess über die­sen Zeitraum.

Prä­zi­ser öff­nen für Bio-Polymere

Für den Ver­such mit dem Nadel­ver­schluss-Sys­tem wur­den zwei Heiß­ka­nal-Düsen vom Typ 8NHT2-80LA ein­ge­setzt. Bei einem Nadel­ver­schluss-Sys­tem ist das Öff­nungs­ver­hal­ten noch prä­zi­ser und die Qua­li­tät des Anspritz­punk­tes in Bezug auf Optik und Hap­tik am bes­ten. Bei der hier ein­ge­setz­ten Nadel­füh­rung Typ LA ist der Anspritz­punkt in der Nadel­füh­rung inte­griert und damit kon­tur­ge­bend. Die Nadel­füh­rung besteht aus einem Pul­ver­me­tall­ur­gi­schem Stahl, der sich durch eine hohe Ver­schleiß­fes­tig­keit aus­zeich­net. Die Nadel­füh­rung ist schwim­mend in der Düse posi­tio­niert. Und sie lässt sich im Bedarfs­fall ein­fach aus­tausch­ten, ohne dass Nach­ar­beit am Form­ein­satz erfor­der­lich ist.

Der Anspritz­punkt beträgt hier 2 mm. Im Ein­satz sind Ver­schluss­na­deln 3NHP. Die las­sen sich mit einer maxi­ma­len Nadel­schließ­kraft von 800 N über ein pneu­ma­tisch betä­tig­tes Ein­zel­na­del­ven­til bewe­gen. Der gewähl­te Pro­be­kör­per „Stab“ für das Nadel­ver­schluss-Sys­tem hat­te eine Wand­di­cke von 2 mm und eine Fließ­weg­län­ge von etwa 90 mm.

Sta­bi­ler Pro­zess für Bio-Polymere

Bei­de Bio-Poly­me­re-Typen M‑Vera GP 1045 und GP 1012 haben sich bei einer Heiß­ka­nal-Tem­pe­ra­tur von 150°C und einer Werk­zeug­tem­pe­ra­tur von 40°C in einem sta­bi­len Pro­zess ver­ar­bei­ten las­sen. Die Fach­leu­te konn­ten bei glei­cher Düsen­tem­pe­ra­tur eine gleich­mä­ßi­ge Fül­lung der Kavi­tä­ten beob­ach­ten. Die maxi­ma­le Nach­druck­zeit, bei der die Nadeln noch sicher schlie­ßen, liegt bei 18 s. Sobald die Nach­druck­zeit über die­se 18 s hin­aus­geht, muss man mit einem Über­la­den des Arti­kels im Bereich des Anspritz­punk­tes rech­nen. Dar­über hin­aus auch mit einem nicht mehr kor­rek­ten Schlie­ßen der Nadel. 

Schließt man am Ende der Nach­druck­pha­se die Nadel, muss man einen Teil der vor der Nadel befind­li­chen Schmel­ze in die Kavi­tät ver­drän­gen. Nur so kann die Nadel den Anspritz­punkt kor­rekt ver­schlie­ßen . Je stär­ker die Kunst­stoff­schmel­ze bereits kris­tal­li­siert ist, des­to schwie­ri­ger wird es, die­sen Kunst­stoff noch zu ver­drän­gen. Es kann dann zu einem Über­la­den des Anguss­be­rei­ches kom­men. Oder es ver­bleibt ein klei­ner Zap­fen auf dem Arti­kel, weil die Nadel den Anspritz­punkt nicht mehr kom­plett ver­schlie­ßen kann.

Die Nadelführung Typ LA besteht aus einem Pulvermetallurgischem Stahl, und der Anspritzpunkt der Heißkanaldüse ist in der Nadelführung integriert und damit konturgebend. - Bild: Günther Heisskanaltechnik
Die Nadel­füh­rung Typ LA besteht aus einem Pul­ver­me­tall­ur­gi­schem Stahl, und der Anspritz­punkt der Heiß­ka­nal­dü­se ist in der Nadel­füh­rung inte­griert und damit kon­tur­ge­bend. – Bild: Gün­ther Heisskanaltechnik

Nach einer simu­lier­ten Pro­zess­un­ter­bre­chung von 15 min konn­ten die Anwen­der bei bei­den Mate­ri­al-Typen den Pro­zess ohne Ein­schrän­kun­gen wie­der star­ten. Die ers­ten Tei­le zeig­ten eine leich­te Ver­fär­bung. Der Ver­gleich in Bezug auf die Kühl­zeit zeig­te, dass man das Bio-Poly­mer GP 1045 und auch das Bio-Poly­mer GP 1012 nach einer Kühl­zeit von 3 s pro­blem­los ent­for­men konnte. 

Anguss­na­he Tem­pe­rie­rung von Vorteil

Aller­dings sind bis zu einer Kühl­zeit von 6 s Eindrücke/Verformung durch die Aus­wer­fer­stif­te erkenn­bar. Des­halb emp­fiehlt es sich, um Arti­kel mit einer Wand­di­cke ca. 3 mm ohne Ver­for­mung oder Ein­drü­cke ent­for­men zu kön­nen, eine Kühl­zeit von mehr als 6 s. Dar­über hin­aus ist es emp­feh­lens­wert, eine anguss­na­he Tem­pe­rie­rung, die sepa­rat betrie­ben wer­den kann, vor­zu­se­hen. Der Spritz­druck­ver­lauf der Nadel­ver­schluss­dü­se bei der Ver­ar­bei­tung des Mate­ri­als M‑Vera GP 1012 zeig­te kei­ne Auf­fäl­lig­kei­ten. Auch die Doku­men­ta­ti­on der Pro­zess­fä­hig­keit mit einer Lauf­zeit von 1 Stun­de zeigt einen sta­bi­len Prozess.

Heiß­ka­nal­dü­se und Blue-Flow-Hei­zung machen den Unterschied

Die Mate­ri­al­ver­su­che von Gün­ther und Bio-Fed zeig­ten, dass die­se PHA-Typen glei­cher­ma­ßen mit Stan­dard-Heiß­ka­nal­dü­sen von GHT als offe­ne (Spit­ze) und als Nadel­ver­schluss-Vari­an­te ver­ar­bei­tet wer­den kön­nen. Die Vor­ga­ben von Bio-Fed in Bezug auf die Ver­ar­bei­tungs­tem­pe­ra­tur wur­den eben­so ein­ge­hal­ten. Wich­tig für die pro­zess­si­che­re und scho­nen­de Ver­ar­bei­tung von PHAs ist also eine homo­ge­ne Tem­pe­ra­tur­füh­rung im Heiß­ka­nal. Mit dem Ein­satz des zwei­tei­li­gen Düsen­schaf­tes und einer opti­mal aus­ge­leg­ten Hei­zung, zum Bei­spiel der Blue-Flow-Hei­zung, las­sen sich die zur Ver­fü­gung Bio-Poly­me­re vom Typ M‑Vera ohne Auf­fäl­lig­kei­ten verarbeiten.


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