L&R Käl­te­tech­nik: Gro­ße Käl­te­an­la­ge – gerin­ger Energieverbrauch

L&R Käl­te­tech­nik: Gro­ße Käl­te­an­la­ge – gerin­ger Energieverbrauch

Eine Gro­ße Käl­te­an­la­ge und ein gerin­ger Ener­gie­ver­brauch – was sich zunächst wie ein Wider­spruch in sich anhört, ist durch­aus mög­lich. Ein Mus­ter­bei­spiel für die effi­zi­en­te und nach­hal­ti­ge indus­tri­el­le Groß-Käl­te­er­zeu­gung befin­det sich in Oelde/Ostwestfalen. Dort hat die Crae­mer Grup­pe ein neu­es Werk für die Pro­duk­ti­on von Kunst­stoff­be­häl­tern und ‑palet­ten in Betrieb genom­men. Die von L&R Käl­te­tech­nik pro­jek­tier­ten Käl­te­an­la­gen im Mega­watt-Leis­tungs­be­reich arbei­ten mit dem natür­li­chen Käl­te­mit­tel Pro­pan (R290). Sie lau­fen zudem mit hoher Effizienz.

Kälteversorgung in der Dimension XXL: Im neuen Werk von Craemer stellen drei Kältemaschinen mit einer Kälteleistung von jeweils 500 kW 12 oC kaltes Kühlwasser für die Werkzeugkühlung bereit. Eine große Kälteanlage, deren geringer Energieverbrauch Maßstäbe setzt. - Bild: L&R Kältetechnik
Käl­te­ver­sor­gung in der Dimen­si­on XXL: Im neu­en Werk von Crae­mer stel­len drei Käl­te­ma­schi­nen mit einer Käl­te­leis­tung von jeweils 500 kW 12 oC kal­tes Kühl­was­ser für die Werk­zeug­küh­lung bereit. Eine gro­ße Käl­te­an­la­ge, deren gerin­ger Ener­gie­ver­brauch Maß­stä­be setzt. – Bild: L&R Kältetechnik

Kunst­stoff-Spritz­guss im XXL-For­mat und mit höchs­ter Ener­gie­ef­fi­zi­enz: So kann man, auf den kür­zest­mög­li­chen Nen­ner gebracht, den Pro­zess im neu­en Werk der Crae­mer Grup­pe beschrei­ben. Das welt­weit agie­ren­de Unter­neh­men mit rund 1000 Beschäf­tig­ten hat unweit des Stamm­sit­zes in Her­ze­b­rock-Clar­holz ein neu­es, nach­hal­ti­ges und auf die Nut­zung rege­ne­ra­ti­ver Ener­gien aus­ge­rich­te­tes Spritz­gieß­werk für die Pro­duk­ti­on von Groß­la­dungs­trä­gern und Kunst­stoff­pa­let­ten in Betrieb genom­men. Im Zen­trum der Fer­ti­gung ste­hen fünf Spritz­gieß­ma­schi­nen, die mit Schließ­kräf­ten von 3200 bis 5500 t zu den leis­tungs­stärks­ten ihrer Klas­se gehö­ren. Ent­spre­chend groß sind die Spritz­gieß­werk­zeu­ge und die Hydrau­lik­an­la­gen – und dar­über hin­aus natür­lich auch deren Kältebedarf.

Gro­ße Käl­te­an­la­ge mit knapp 5000 kW Gesamtleistung

Des­halb sind die Leis­tungs­da­ten der Käl­te­ver­sor­gung beein­dru­ckend. Drei Käl­te­ma­schi­nen mit einer Käl­te­leis­tung von jeweils 500 kW stel­len 12 oC kal­tes Kühl­was­ser für die Werk­zeug­küh­lung bereit. Die Küh­lung der Hydrau­lik, die mit einem höhe­ren Tem­pe­ra­tur­ni­veau von 35 oC aus­kommt, über­nimmt ein Frei­küh­ler mit 1900 kW Leis­tung. Zur Ent­las­tung der Käl­te­ma­schi­nen für die Werk­zeug­küh­lung ist ein wei­te­rer Frei­küh­ler mit einer Käl­te­leis­tung von 1500 kW instal­liert. Alle Frei­küh­ler sind selbst­ent­lee­rend und arbei­ten mit 100 Pro­zent Was­ser ohne Glykolzusatz.

Im Fokus
Kunst­stoff­pro­duk­ti­on mit mini­ma­lem CO2-Fuß­ab­druck
Bei der Pla­nung der neu­en Fer­ti­gungs­stät­te für Kunst­stoff­pa­let­ten und Palet­ten­bo­xen haben die Ver­ant­wort­li­chen größ­ten Wert auf eine mög­lichst gute Umwelt­bi­lanz mit mini­ma­lem CO2-Fuß­ab­druck gelegt. Das Gebäu­de wur­de nach KFW 55-Stan­dard errich­tet. Auf eine Gas­zu­lei­tung für das Gelän­de hat der Anwen­der ver­zich­tet. Das Uter­neh­men wird statt­des­sen ver­stärkt rege­ne­ra­ti­ve Ener­gien – ins­be­son­de­re Wind­kraft und Pho­to­vol­ta­ik – nut­zen. An den Pro­duk­ti­ons­ma­schi­nen sind ener­gie­spa­ren­de Zusatz­sys­te­me instal­liert, und zur Hal­len­be­hei­zung ver­wen­den die Spritz­gieß­spe­zia­lis­ten die indus­tri­el­le Abwär­me der Spritz­gieß­an­la­gen. Da fügt sich die ener­gie­ef­fi­zi­en­te 1,5 MW-Käl­te­an­la­ge mit dem Käl­te­mit­tel Pro­pan bes­tens ins Bild.

Bei der Pro­jek­tie­rung der Käl­te­ver­sor­gung haben die Inge­nieu­re von L&R Käl­te­tech­nik alle Regis­ter der Ener­gie­ein­spa­rung gezo­gen. Mit Crae­mer fan­den sie einen Anwen­der, der sich ers­tens fach­lich auf Augen­hö­he befin­det und der zwei­tens größ­ten Wert auf eine effi­zi­en­te, nach­hal­ti­ge und kos­ten­güns­ti­ge Pro­duk­ti­on legt. 

Gerin­ger Ener­gie­ver­brauch dank exak­ter Regelung

Eine Ener­gie­spar­funk­ti­on mit hoher Wirk­sam­keit ist die Rege­lung der Kon­den­sa­ti­ons­tem­pe­ra­tur in Abhän­gig­keit von der Umge­bungs­tem­pe­ra­tur durch die Vari-Kon-Steue­rung von L&R. Bei nied­ri­gen Außen­tem­pe­ra­tu­ren kann sie den Ener­gie­ver­brauch um bis zu 40 Pro­zent redu­zie­ren. Wei­te­re Ein­spar­po­ten­zia­le wer­den mit­tels dreh­zahl­ge­re­gel­ter Pum­pen­an­trie­be realisiert.

Die große Kälteanlage kombiniert  Freikühler und PAD-Kühler. Ein geringer Energieverbrauch enbtsteht mit konsequenter Nutzung der Winterentlastung und der PAD-Kühler zur Hydraulikkühlung. -Bild: L&R Kältetechnik
Die gro­ße Käl­te­an­la­ge kom­bi­niert Frei­küh­ler und PAD-Küh­ler. Ein gerin­ger Ener­gie­ver­brauch enbt­steht mit kon­se­quen­ter Nut­zung der Win­ter­ent­las­tung und der PAD-Küh­ler zur Hydrau­lik­küh­lung. ‑Bild: L&R Kältetechnik

Die für die Werk­zeug­küh­lung erfor­der­li­che Käl­te kann bei nied­ri­gen bis mitt­le­ren Außen­tem­pe­ra­tu­ren über eine „Win­ter­ent­las­tung“ aus der Umge­bung bezo­gen wer­den. Die drei Frei­küh­ler haben eine Käl­te­leis­tung von 1500 kW und kön­nen damit die gesam­te Käl­te­er­zeu­gung sozu­sa­gen zum Null­ta­rif über­neh­men. Ihre leis­tungs­star­ken EC-Ven­ti­la­to­ren sind mit dreh­zahl­ge­re­gel­ten Lüf­ter­mo­to­ren aus­ge­stat­tet. Im Hydrau­lik-Kühl­kreis­lauf kom­men adia­ba­ti­sche PAD-Frei­küh­ler zum Ein­satz, die bei Außen­tem­pe­ra­tu­ren bis 35 oC eine Küh­lung aus der Umge­bung gewähr­leis­ten – ohne Zusatz­küh­lung über eine wei­te­re Käl­te­ma­schi­ne und ohne exter­ne Ener­gie­zu­fuhr. Bei einer Käl­te­leis­tung von 1900 kW ergibt sich damit eine ganz erheb­li­che Ener­gie- und Res­sour­cen­ein­spa­rung. Die­se Küh­ler­bau­art gewähr­leis­tet zudem, dass es im Unter­schied zu ande­ren Frei­kühl­sys­te­men kei­ne Pro­ble­me bei hohen Umge­bungs­tem­pe­ra­tu­ren geben kann.

Schnel­le Amor­ti­sa­ti­on für die gro­ße Kälteanlage

Die Sum­me die­ser Maß­nah­men spart bis zu 80 Pro­zent der Antriebs­en­er­gie, die bei einer Käl­te­an­la­ge ohne die­se Aus­stat­tungs­merk­ma­le anfal­len wür­de. Die Haupt­an­tei­le ent­fal­len auf die glei­ten­de Kon­den­sa­ti­ons­tem­pe­ra­tur­re­ge­lung, die Win­ter­ent­las­tung über selbst­ent­lee­ren­de Frei­küh­lung und die grund­sätz­lich ener­gie­ef­fi­zi­en­te Kon­struk­ti­on der L&R‑Kälteanlagen mit natür­li­chem Käl­te­mit­tel. Außer­dem wird die Wär­me, die dem Hydrau­lik­kreis­lauf im Rück­lauf ent­zo­gen wird, zu Heiz­zwe­cken genutzt. Ein ganz ent­schei­den­des und kei­nes­wegs selbst­ver­ständ­li­ches Merk­mal ist Pro­pan als natür­li­ches Käl­te­mit­tel, mit dem die drei Anla­gen betrie­ben wer­den. Dass die L&R‑Ingenieure Pro­pan vor­schlu­gen, hat sei­nen Grund im Gesamt­pro­fil die­ses Käl­te­mit­tels für die indi­vi­du­el­le Anwendung.

Die adiabatischen PAD-Kühler für die Temperierung des Hydraulikkreislaufs gewährleisten bei Außentemperaturen bis 35oC eine Kühlung aus der Umgebung, ohne externe Energiezufuhr. - Bild: L&R Kältetechnik
Die adia­ba­ti­schen PAD-Küh­ler für die Tem­pe­rie­rung des Hydrau­lik­kreis­laufs gewähr­leis­ten bei Außen­tem­pe­ra­tu­ren bis 35oC eine Küh­lung aus der Umge­bung, ohne exter­ne Ener­gie­zu­fuhr. – Bild: L&R Kältetechnik

Zunächst weist Pro­pan her­vor­ra­gen­de Kenn­wer­te in Bezug auf die Umwelt­aus­wir­kun­gen auf. Der GWP-Wert liegt bei 3, der ODP-Wert (Ozon­ab­bau­po­ten­zi­al) ist gleich Null. Das heißt: Soll­te Pro­pan in die Atmo­sphä­re gelan­gen, hat das nur mini­ma­len Ein­fluss auf die Erd­er­wär­mung und kei­ner­lei Aus­wir­kung auf den Abbau der Ozon­schicht. Eben­so ent­schei­dend: Im Tem­pe­ra­tur- und Leis­tungs­be­reich der Anlagen­tech­nik von Crae­mer sind mit Pro­pan hohe Leis­tungs­zah­len mög­lich. Ein guter GWP-Wert wird also nicht mit einer schlech­te­ren Effi­zi­enz der Gesamt­an­la­ge „erkauft“. Und der Anwen­der geht kei­nen Kom­pro­miss ein. Das ist beson­ders wich­tig bei der­art gro­ßen Anla­gen, bei denen schon gerin­ge Effi­zi­enz­un­ter­schie­de gro­ße Aus­wir­kun­gen auf Ener­gie­ver­brauch und ‑kos­ten haben. Zudem sind Pro­pan-Käl­te­an­la­gen, aus gutem Grund, BAFA-för­der­fä­hig. Der Anwen­der muss jedoch berück­sich­ti­gen, dass Pro­pan brenn­bar ist. Die­se Eigen­schaft kann man aber bei­spiels­wei­se mit Hil­fe einer Gas­warn­an­la­ge gut beherr­schen. Das bewei­sen zudem nicht zuletzt zahl­rei­che von L&R pro­jek­tier­te Kälteanlagen.

Inte­grier­te Steue­rungs­tech­nik und gerin­ger Energieverbrauch

Der Betriebs­zu­stand der gesam­ten, von einer Sie­mens-SPS gesteu­er­ten Käl­te­an­la­ge wird auf einem Touch Panel visua­li­siert. Eine von L&R pro­gram­mier­te Pro­finet-Schnitt­stel­le erlaubt die Inte­gra­ti­on in die IT-Infra­struk­tur von Crae­mer und bei Bedarf kann etwa der L&R‑Service per Fern­war­tung Ein­blick in die Anla­gen­steue­rung neh­men. Mess­sen­so­ren ermit­teln die auf­ge­wen­de­te Käl­te­leis­tung. Dass sich bei der (Groß-)Kältetechnik eine umsich­ti­ge Anla­gen­pla­nung eben­so „rech­net“ wie die Ent­schei­dung für Ener­gie­spar-Optio­nen, zeigt die von L&R erstell­te Kal­ku­la­ti­on zur CO2-Ein­spa­rung. Unterm Strich wer­den pro Jahr mehr als 1350 t CO2 weni­ger emit­tiert, als eine kon­ven­tio­nel­le Käl­te­an­la­ge die­ser Grö­ßen­ord­nung es tun wür­de. Der jähr­li­che Ener­gie­kos­ten­vor­teil liegt im sechs­stel­li­gen Bereich. Inzwi­schen ist die Anla­ge rund um die Uhr in Betrieb – noch nicht ganz mit vol­ler Leis­tung, denn sie bie­tet, wie von Crae­mer gewünscht, Reser­ven für mög­li­che Kapazitätserweiterungen.


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