Zu seinem 8. Präzisionstag hatte der Normalienhersteller Knarr ins Unternehmen nach Helmbrechts eingeladen. Mehr als 500 Anwender und Entscheidungsträger aus den Kernbereichen Konstruktion, Werkzeug- und Formenbau sowie Kunststofftechnik hatten sich angemeldet – mehr als eine Verdoppelung im Vergleich zur vorigen Veranstaltung. Die begleitende Ausstellung, für die es inzwischen auch mehr interessierte Aussteller als Plätze gab, zeigte ein breites Spektrum an innovativen Lösungen für die täglichen Herausforderungen der Praxis. Neben Vorträgen und Ausstellungsbesuch blieb genügend Zeit für kreative Gespräche, Informationsaustausch und Wissenstransfer der Teilnehmer untereinander.
Ein interessantes und abwechslungsreiches Vortragsprogramm begleitete das Event bei dem Normalienhersteller und bot ebenfalls zahlreiche Möglichkeiten, sich auf den aktuellsten Stand der Technik zu bringen. Den Einstieg in die Vorträge am 8. Präzisionstag übernahm Thomas Schmidt vom Technischen Vertrieb der Knarr Unternehmensgruppe. Er setzt sich seit vielen Jahren mit der effizienten Hinterschnittentformung mittels Einfallkern auseinander. In zahlreichen individuellen Anwenderprojekten entwickelt das Knarr-Team innovative Lösungen. Schmidt konnte in seinem Beitrag interessante Hinweise zu ungehobenen Potenzialen der Einfallkerntechnologie in vielen Anwendungsfällen geben.
Interessante Vorträge zum 8. Präzisionstag
Automatisierung ist ein Teil der Antwort auf die zukünftigen Herausforderungen der Branche, die „Smart Factory“ ist ein etablierter Weg in die Zukunft. Erowa-Geschäftsführer Frank Pröpster zeigte am 8. Präzisionstag bei Knarr, wie sich mit modularen Lösungen Output und Flexibilität der im Unternehmen vorhandenen Maschinen deutlich optimieren lässt. Dabei können die Experten Automationslösungen individuell skalieren und auf die entsprechenden Anforderungen anpassen. Solche Lösungen beschleunigen den Workflow und gewährleisten eine höhere Prozesssicherheit – zusammen mit höchster Effektivität ist das heute wichtiger denn je.
Unter dem Titel „Disruptiv. Additiv. Effektiv. – Wettbewerbsvorteile mit modernster Heißkanaltechnik“ präsentierte Witosa-Geschäftsführer Torsten Glittenberg exklusive Innovationen. Der Einsatz hochmoderner 3D-Drucktechnoloigie ermöglicht eine exzellente Temperaturführung im System. Gleichzeitig kann der Anwender je nach Einsatzfall bis zu 52 Prozent Energie sparen. Anwendungsbeispiele mit Monolith-Heißkanaldüsen, Energy-Blocker-Druckstücken und der brandneuen NTA-45-Antriebseinheit für Nadelverschlusssysteme standen dabei im Fokus des Vortrags.
Stetiger Benchmark schafft Überblick
Wo stehe ich mit meinem Unternehmen? Diese Frage stellte sich vor Jahresfrist auch Stefan Huber, Geschäftsführer bei Primaform. Der Benchmark-Wettbewerb „Excellence in Production“ dient nicht nur einer gesteigerten Sichtbarkeit des eigenen Unternehmens. Sondern auch als individueller Gradmesser der Leistungsfähigkeit. Der jährliche stattfindende Wettbewerb des Werkzeugmaschinenlabors WZL der RWTH Aachen sowie des IPT Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik verfolgt seit 2003 das Motto „Lernen von den Besten!“. Mehr als 300 Werkzeug- und Formenbauer nutzen jedes Jahr die Gelegenheit, anonym die eigene Position im Wettbewerb zu ermitteln. Und daraus letztlich Optimierungen für das eigene Unternehmen abzuleiten. In der Kategorie „externer Werkzeugbau unter 50 Mitarbeiter“ hat Primaform als „Werkzeugbau des Jahres 2023“ ausgezeichnet. Was das Unternehmen anders macht als so manches andere, verriet Huber in seinem Beitrag zum 8. Präzisionstag bei Knarr.
Im Fokus
Knarr Unternehmensgruppe
Seit Gründung im Jahr 1994 hat sich der Normalienspezialist Knarr mit Sitz im oberfränkischen Helmbrechts vom reinen Werkzeugbauunternehmen zum Komplettanbieter für den Werkzeug- und Formenbau entwickelt. Immer mehr namhafte nationale und internationale Anwender schätzen das ISO-zertifizierte Unternehmen mit seinem Portfolio und dem Know-how der Mitarbeiter dabei als kompetenten und zuverlässigen Ansprechpartner.
Professor Thomas Seul, Präsident des Verbands Deutscher Werkzeug- und Formenbauer VDWF sowie Inhaber des Lehrstuhls für Fertigungstechik und Werkzeugkonstruktion und Vizepräsident für Forschung und Transfer an der Hochschule Schmalkalden skizzierte die Anforderungen an den Werkzeug- und Formenbaus der Zukunft. Viele Trends zeichnen sich ab und werden sich womöglich gar zuspitzen. Produktlebenszyklen werden kürzer, während sich der Markt immer schneller und unübersichtlicher entwickelt. Für den Werkzeugbauer bedeutet das eine höhere Anforderung an Flexibilität sowie steigende technische Komplexität. All das bei weniger Planungssicherheit als in der Vergangenheit. Um in diesem Umfeld und unter geänderten Voraussetzungen bestehen zu können, müssen Unternehmen zum Umdenken bereit sein. Den wichtigsten Lösungsansatz sieht Seul weniger in der Technik als vielmehr im Menschen.
Entscheiden in Sekundenbruchteilen
Entscheidungen auf dem Fußballplatz, aber auch oft im Unternehmen, müssen in Sekundenbruchteilen getroffen werden. Wichtig ist dabei, dass diese Entscheidungen trotzdem gut vorbereitet und mutig durchgesetzt werden. Neben der eigentlichen Entscheidungsfindung ist aber auch die Kommunikation der getroffenen Maßnahme essenziell. Nur wer gut kommuniziert, schafft Akzeptanz. Felix Brych, eine Koryphäe unter den deutschen Fußball-Schiedsrichtern, zeigte in seinem Keynote-Beitrag am Ende der Vortragsreihe auf, wie Drucksituationen seine Tätigkeit beeinflussen, wie er mit getroffenen Entscheidungen umgeht und sich dem Druck, der mit seiner Rolle als Entscheider verbunden ist, immer wieder aufs Neue aussetzt. Für den sechsmaligen deutschen „Schiedsrichter des Jahres“ und zweimaligen Weltschiedsrichter sind effektive Entscheidungsprozesse, gewonnene Akzeptanz und daraus resultierende positive Menschenführung die Schlüsselkomponenten schlechthin – und zwar auf und neben dem Platz.
Die zahlreichen Besucher nutzten die Zeit zwischen den Vorträgen ausgiebig zum Besuch der Ausstellung und zum Netzwerken untereinander. Kulinarische Spezialitäten für jeden Geschmack unterstützten den Austausch. Und abends ging der Präzisionstag nahtlos in ein weiteres Branchenevent über – hier war Knarr dann Gastgeber für die Vorabendveranstaltung der Jahreshauptversammlung des VDWF.