Tebis: Kon­kre­te Maß­nah­men gegen den Fachkräftemangel

Tebis: Kon­kre­te Maß­nah­men gegen den Fachkräftemangel

Den Men­schen in den Mit­tel­punkt stel­len – Maß­nah­men gegen den Fach­kräf­te­man­gel im Werkzeug‑, Modell- und For­men­bau. Das war der Fol­kus der mitt­ler­wei­le sieb­ten Netz­werk-Ver­an­stal­tung von Tebis Con­sul­ting. Das The­ma „Fach­kräf­te­man­gel“ ist omni­prä­sent. Kein Wun­der: Bran­chen­über­grei­fend sind mehr als eine Mil­li­on Stel­len unbe­setzt. Vor allem im Hand­werk, im Bereich Aus­bil­dung, in tech­nisch-natur­wis­sen­schaft­li­chen Beru­fen feh­len pas­sen­de Bewer­ber. Den Werkzeug‑, Modell- und For­men­bau trifft der Man­gel des­halb beson­ders hart. Für eine Aus­bil­dung als Werk­zeug­ma­cher ent­schei­den sich kaum noch jun­ge Men­schen. Die von Tebis Con­sul­ting orga­ni­sier­te Netz­werk-Ver­an­stal­tung „Zukunft im Visier“ nahm genau die­se Pro­ble­ma­tik in den Blick. Die Refe­ren­ten beleuch­te­ten Hin­ter­grün­de, Lösungs­an­sät­ze und kon­kre­te Maß­nah­men. Etwa 70 inter­es­sie­te Teil­neh­mer dis­ku­tier­ten anschlie­ßend in Brea­kout Rooms mit. 

Hier sind konkrete Maßnahmen dringend erforderlich. Insgesamt 57 Prozent der Befragten bewerten den aktuellen Fachkräftemangel hinsichtlich der Zukunft ihres Unternehmens als sehr kritisch. - Bild: Tebis Consulting
Hier sind kon­kre­te Maß­nah­men drin­gend erfor­der­lich. Ins­ge­samt 57 Pro­zent der Befrag­ten bewer­ten den aktu­el­len Fach­kräf­te­man­gel hin­sicht­lich der Zukunft ihres Unter­neh­mens als sehr kri­tisch. – Bild: Tebis Consulting

Die Ver­an­stal­tung lief unter dem Mot­to „Fach­kräf­te, Gene­ra­ti­on Z, Arbeits­mo­del­le: New Work im Werkzeug‑, Modell- und For­men­bau“. Wäh­rend der zwei­stün­di­gen Abend­ver­an­stal­tung ver­mit­tel­ten der Vor­trag von Brit­ta Strunz, Geschäfts­füh­re­rin Krau­se Prä­zi­si­ons-Kokil­len­guss, und die anschlie­ßen­de Podi­ums­dis­kus­si­on mit Den­nis Pie­per, Geschäfts­füh­rer Brink­mann For­men­bau, und Manu­el Oberg­fell, Fach­ar­bei­ter bei Stolz & Seng Kunst­stoff­spritz­guss und For­men­bau, was vor allem die jun­ge Gene­ra­ti­on an Arbeit­neh­mern sich wünscht und durch wel­che Maß­nah­men Unter­neh­men für poten­zi­el­le Bewer­ber attrak­ti­ver wer­den können.

Kon­kre­te Maß­nah­men stel­len die Mit­ar­bei­ter in den Mittelpunkt

Im Impuls­vor­trag sprach Brit­ta Strunz zunächst über die Bedeu­tung eines gesun­den Arbeits­kli­mas und wie sich ihr Unter­neh­men dahin­ge­hend ver­än­dert hat. Das 1977 gegrün­de­te Unter­neh­men war lan­ge Zeit ein „Selbst­läu­fer“, wie es Strunz nennt. Als sie selbst 2010 in die Geschäfts­füh­rung ein­trat, konn­te sie bei Krau­se die Aus­wir­kun­gen der Finanz­kri­se spü­ren. Aber auch ande­re Pro­ble­me der sich wan­deln­den gesell­schaft­li­chen Rah­men­be­din­gun­gen sorg­ten für schwie­ri­ge Zei­ten. In der Kon­se­quenz nahm Strunz eine Rei­he von Ver­än­de­run­gen und Umstruk­tu­rie­run­gen vor. Das Mot­to dabei: „Mensch sein erlaubt“. 

Im Fokus
Zukunft im Visier
Das kos­ten­lo­se Ver­an­stal­tungs­for­mat „Zukunft im Visier“ von Tebis Con­sul­ting hat es sich zum Ziel gesetzt, aktu­el­le Trends und Pro­blem­stel­lun­gen, die für den Werkzeug‑, Modell- und For­men­bau im deutsch­spra­chi­gen Raum von beson­de­rer Bedeu­tung sind, zu beleuch­ten. Das­Un­ter­neh­men möch­te mit die­sem Ver­an­stal­tungs­for­mat dazu bei­tra­gen, die Werkzeug‑, Modell- und For­men­bau­bran­che zu stärken.

Im Rah­men der Initia­ti­ve „lebens­wert“ hat sie des­halb ein betrieb­li­ches Gesund­heits­ma­nage­ment mit eige­nem Maga­zin ein­ge­führt. Kos­ten­lo­ses Obst, Müs­li oder Was­ser, gemein­schaft­li­che Akti­vi­tä­ten und zahl­rei­che Wei­ter­bil­dungs­mög­lich­kei­ten berei­chern außer­dem den Arbeits­all­tag der Mitarbeitenden. 

Gute Bedin­gun­gen gegen den Fachkräftemangel 

„Es geht ein­fach dar­um, den Mit­ar­bei­ten­den etwas Gutes zu tun. Und das ist auch nicht zwangs­läu­fig mit gro­ßen Inves­ti­tio­nen ver­bun­den“, so Strunz. Denn dass die Beleg­schaft sich im Unter­neh­men wohl­fühlt, ist ange­sichts der sich ver­än­dern­den Bedin­gun­gen am Arbeits­markt ent­schei­dend. Nicht nur, um Fach­kräf­te zu gewin­nen. Son­dern auch, um die­se dar­über hin­aus dann im Unter­neh­men zu halten.

Jens Lüdtke, Leiter Tebis Consulting, fordert konkrete Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel: „Die ältere Generation ist es gewohnt, Aufgaben strikt abzuarbeiten, während die jüngere mehr entscheiden und mitbestimmen möchte. Von beiden Seiten braucht es Verständnis füreinander – denn von der Transformation der Arbeitswelt profitieren am Ende beide Seiten.“ – Bild: Tebis Consulting
Jens Lüd­tke, Lei­ter Tebis Con­sul­ting, for­dert kon­kre­te Maß­nah­men gegen den Fach­kräf­te­man­gel: „Die älte­re Gene­ra­ti­on ist es gewohnt, Auf­ga­ben strikt abzu­ar­bei­ten, wäh­rend die jün­ge­re mehr ent­schei­den und mit­be­stim­men möch­te. Von bei­den Sei­ten braucht es Ver­ständ­nis für­ein­an­der – denn von der Trans­for­ma­ti­on der Arbeits­welt pro­fi­tie­ren am Ende bei­de Sei­ten.“ – Bild: Tebis Consulting

Laut Strunz ist es dabei jedoch nicht unbe­dingt ziel­füh­rend, bestimm­te Bene­fits anhand einer Lis­te abzu­ar­bei­ten. Es geht viel­mehr um die inne­re Ein­stel­lung. „Das Wich­tigs­te ist, dass die Füh­rungs­kräf­te stets offe­ne Ohren und Arme haben. Und dass sie bereit sind, sich der Bedürf­nis­se der Mit­ar­bei­ter anzu­neh­men und ihnen Auf­merk­sam­keit zu schen­ken. Dabei soll­te man sich stets fra­gen: Wie wür­de ich selbst von mei­ner Füh­rungs­kraft behan­delt wer­den wol­len?“, erklärt die Unter­neh­me­rin. Sie ergänzt: „Wer eine posi­ti­ve Ein­stel­lung zum Betrieb und den Mit­ar­bei­ten­den hat, strahlt das auch aus. Und zieht damit dann auch die pas­sen­den Men­schen an.“ 

Fle­xi­bi­li­tät statt Fachkräftemangel

Als jun­ger Geschäfts­füh­rer beim Brink­mann For­men­bau kennt Den­nis Pie­per sowohl die Bedürf­nis­se der Arbeit­neh­mer der soge­nann­ten Gene­ra­tio­nen X und Z als auch die der Unter­neh­men. „Unse­re Süd­ol­den­bur­ger Regi­on Loh­ne ist ein Bal­lungs­zen­trum der Kunst­stoff­ver­ar­bei­tung, des­we­gen sind Fach­kräf­te stark umwor­ben“, sagt der Geschäfts­füh­rer. Hin­zu kom­men die Denk­wei­sen der jün­ge­ren Gene­ra­ti­on – deren Fokus stark auf Team­work und Selbst­ver­wirk­li­chung liegt. Begeg­nen soll­te man dem laut Pie­per mit Offen­heit gegen­über Veränderungsprozessen.

Britta Strunz, Geschäftsführerin Krause Präzisions-Kokillenguss, setzt ebenfalls auf konkrete Maßnahmen: „Das Wichtigste ist, dass die Führungskräfte stets offene   und Arme haben und bereit sind, die Bedürfnisse der Mitarbeiter auch anzunehmen und ihnen Aufmerksamkeit zu schenken. Dabei sollte man sich stets fragen: Wie würde ich selbst von meiner Führungskraft behandelt werden wollen?“ – Bild: Krause Präzisions-Kokillenguss
Brit­ta Strunz, Geschäfts­füh­re­rin Krau­se Prä­zi­si­ons-Kokil­len­guss, setzt eben­falls auf kon­kre­te Maß­nah­men: „Das Wich­tigs­te ist, dass die Füh­rungs­kräf­te stets offe­ne und Arme haben und bereit sind, die Bedürf­nis­se der Mit­ar­bei­ter auch anzu­neh­men und ihnen Auf­merk­sam­keit zu schen­ken. Dabei soll­te man sich stets fra­gen: Wie wür­de ich selbst von mei­ner Füh­rungs­kraft behan­delt wer­den wol­len?“ – Bild: Krau­se Präzisions-Kokillenguss

Bei Brink­mann For­men­bau herrscht des­halb der Anspruch, mög­lichst indi­vi­du­ell auf Mit­ar­bei­ten­de ein­zu­ge­hen – ohne dass die Pro­zes­se dadurch beein­träch­tigt wer­den. „Mög­lich ist sehr viel: Im End­ef­fekt bedeu­tet es nur einen Mehr­auf­wand an Orga­ni­sa­ti­on. Und den kann man stem­men“, erläu­tert Pie­per. So schrei­ben die Ver­ant­wort­li­chen im Unter­neh­men bei­spiels­wei­se das The­ma Fle­xi­bi­li­tät ganz groß. Einer­seits wer­den die Inter­val­le zwi­schen einem gerin­ge­ren und hohen Auf­trags­vo­lu­men immer kür­zer. Und die damit ein­her­ge­hen­de Mehr­be­las­tung für die Mit­ar­bei­ten­den erhöht sich wei­ter. „Dafür geben wir aber auch wie­der etwas zurück und ermög­li­chen es, Beruf und Fami­lie best­mög­lich mit­ein­an­der zu ver­ein­ba­ren“, betont Pie­per. „Wenn bei­spiels­wei­se Kin­der in die Schu­le gebracht oder Ange­hö­ri­ge ver­sorgt wer­den müs­sen. Eini­ge Mit­ar­bei­ter haben auch schon in eine Vier-Tage-Woche gewech­selt.“ Mög­lich ist das mit einer geziel­ten Opti­mie­rung von Pro­zes­sen, so dass Mit­ar­bei­ter anfal­len­de Tätig­kei­ten effi­zi­ent abwi­ckeln kön­nen. Die Mit­ar­bei­ter gewin­nen damit deut­lich mehr Freiraum. 

Selbst­ver­wirk­li­chung und lebens­lan­ges Ler­nen als zen­tra­le Werte

Dass genau die­se Fle­xi­bi­li­tät einen zen­tra­len Wert für die jün­ge­re Gene­ra­ti­on dar­stellt, bestä­tigt auch der 21-jäh­ri­ge Werk­zeug­me­cha­ni­ker-Gesel­le Manu­el Oberg­fell von Stolz & Seng. „Über die eige­ne Lebens­zeit ver­fü­gen zu kön­nen, ist mir sehr wich­ti“, erklärt er. „Natür­lich bin ich bereit, Über­stun­den zu machen, wenn etwas drin­gend ist. Aber dafür möch­te ich auch die Frei­heit haben, an ande­ren Tagen frü­her nach Hau­se zu gehen. Bei­spiels­wei­se, um bei Gele­gen­heit das schö­ne Wet­ter für einen Aus­flug zu nutzen.“ 

Dennis Pieper, Geschäftsführer Brinkmann Formenbau: „Flexible Arbeitszeiten, Vier-Tage-Woche, Vereinbarkeit von Beruf und Familie – all das ist grundsätzlich möglich. Das sind konkrete Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel. Für ein Unternehmen bedeutet die Umsetzung lediglich einen Mehraufwand an Organisation, und diesen kann man stemmen, wenn man nur möchte.“ – Bild: Brinkmann Formenbau
Den­nis Pie­per, Geschäfts­füh­rer Brink­mann For­men­bau: „Fle­xi­ble Arbeits­zei­ten, Vier-Tage-Woche, Ver­ein­bar­keit von Beruf und Fami­lie – all das ist grund­sätz­lich mög­lich. Das sind kon­kre­te Maß­nah­men gegen den Fach­kräf­te­man­gel. Für ein Unter­neh­men bedeu­tet die Umset­zung ledig­lich einen Mehr­auf­wand an Orga­ni­sa­ti­on, und die­sen kann man stem­men, wenn man nur möch­te.“ – Bild: Brink­mann Formenbau

Zu bemer­ken ist auch, dass der Fach­kräf­te­man­gel klei­ne und mit­tel­stän­di­sche Unter­neh­men här­ter trifft als Kon­zer­ne. Das Mar­ke­ting­bud­get ist gerin­ger, ent­spre­chend auch die Bekannt­heit. „Doch klei­ne­re Unter­neh­men sind viel eher in der Lage, mit fle­xi­blen Model­len und Zwi­schen­mensch­li­chem zu punk­ten – das kann ein ent­schei­den­der Vor­teil sein“, erklärt Strunz. Wenn Oberg­fell an sei­ne Schul­zeit denkt, ist sein Appell, jun­ge Men­schen dort gezielt anzu­spre­chen und abzu­ho­len. Regio­na­le Aus­bil­dungs­mes­sen und Ver­an­stal­tun­gen sind eine gute Mög­lich­keit, das eige­ne Unter­neh­men bekannt zu machen. Und mit Prak­ti­ka wie­der­um kön­nen ange­hen­de Azu­bis das Arbeits­kli­ma kennenlernen. 

Kon­kre­te Maß­nah­men zur Selbstverwirklichung

Beson­ders wich­tig ist dabei auch: „Zu mei­ner Zeit hieß es von allen Sei­ten ‚stu­die­ren, stu­die­ren, stu­die­ren‘ und die­ses Man­tra hält vie­le davon ab, den Weg einer hand­werk­li­chen Aus­bil­dung ein­zu­schla­gen. Jun­gen Men­schen muss des­halb kom­mu­ni­ziert wer­den, dass eine Aus­bil­dung kei­ne Sack­gas­se ist, son­dern dass das lebens­lan­ge Ler­nen immer wei­ter­geht – wer stu­die­ren will, kann das spä­ter genau­so gut“, erklärt Obergfell. 

Manuel Obergfell, Facharbeiter Stolz & Seng Kunststoffspritzguss und Formenbau: „Über die eigene Lebenszeit verfügen zu können, ist mir sehr wichtig. Natürlich bin ich bereit, Überstunden zu machen, wenn etwas dringend ist, aber dafür möchte ich auch die Freiheit haben, an anderen Tagen früher nach Hause zu gehen, um beispielsweise das schöne Wetter für einen Ausflug zu nutzen.“ – Bild: Stolz & Seng Kunststoffspritzguss und Formenbau
Manu­el Oberg­fell, Fach­ar­bei­ter Stolz & Seng Kunst­stoff­spritz­guss und For­men­bau: „Über die eige­ne Lebens­zeit ver­fü­gen zu kön­nen, ist mir sehr wich­tig. Natür­lich bin ich bereit, Über­stun­den zu machen, wenn etwas drin­gend ist, aber dafür möch­te ich auch die Frei­heit haben, an ande­ren Tagen frü­her nach Hau­se zu gehen, um bei­spiels­wei­se das schö­ne Wet­ter für einen Aus­flug zu nut­zen.“ – Bild: Stolz & Seng Kunst­stoff­spritz­guss und Formenbau

Wich­tig ist in die­sem Zusam­men­hang auch, Ent­wick­lungs­mög­lich­kei­ten für Berufs­ein­stei­ger zu schaf­fe. Kon­kre­te Maß­nah­men sind etwa eige­ne Ver­ant­wor­tungs­be­rei­che und Pro­jek­te. Dazu Oberg­fell: „Uns fehlt die Erfah­rung, des­we­gen kann es natür­lich pas­sie­ren, dass manch­mal etwas nicht so gut klappt. Nichts­des­to­trotz bringt mei­ne Gene­ra­ti­on vie­le fri­sche Ideen mit – und damit aus die­sen Leu­ten kom­pe­ten­te, krea­ti­ve und moti­vier­te Mit­ar­bei­ter wer­den, muss man ihnen eige­ne Erfah­run­gen auch zuge­ste­hen. Denn nur, wer sich selbst ver­wirk­licht, kann sei­ne Arbeit auch mit dem nöti­gen Herz­blut angehen.“


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