Nach Bobingen hatte der Verband Deutscher Werkzeug- und Formenbauer (VDWF) zur Auffrischung von Branchenwissen und zum Netzwerken eingeladen. In den Räumen von Hufschmied Zerspanungssysteme erwartete die Teilnehmer beim aktuellen „Treffpunkt Werkzeugbau“ neben komprimiertem Wissenstransfer und Neuigkeiten zu Trends und Entwicklungen auch ein offener Austausch untereinander. Mehr als 50 Interessenten waren gekommen, um den ausgewählten Beiträgen hochkarätiger Referenten zu folgen. Das Spektrum der Themen spannte sich von neuen Werkstoffen bis hin zu stratedgischen Gedanken rund um das Thema Nachhaltigkeit. Eine offene Atmosphäre förderte den Gedankenaustausch – die Teilnehmer bekamen wertvolle Impulse für die strategische Ausrichtung ihres Unternehmens, aber auch für dir täglichen Herausforderungen des Arbeitsalltags. Neben Hufschmied unterstützten als Sponsoren die Unternehmen Röders, Oelheld, Tebis, KraussMaffei, die Moulding Expo, der Marktspiegel Werkzeugbau und Form&Werkzeug die Veranstaltung.

Mit aktuellen Informationen über die verschiedenen Aktivitäten des vom VDWF eröffnete VDWF-Geschäftsführer Ralf Dürrwächter das Programm. Das Spektrum reicht vom Gemeinschaftsstand des VDWF auf der Fakuma über Netzwerkveranstaltungen wie der „Treffpunkt Werkzeugbau“ oder die „Voll wild“-Geschäftsführertreffs. Sie bieten die Gelegenheit, sich auszutauschen und gleichzeitig die Branche zu stärken.
Aktuelle zahlen sind notwendiges Branchenwissen
Dass die Schlüsselbranche der Industrie vor großen Herausforderungen steht, zeigten die Zahlen, die Jens Lüdtke von Tebis Consulting präsentierte. Lüdtke ist gleichzeitig ehrenamtlich als Vorstandsmitglied in der genosssenschaftlichen Benchmark-Initiative „Marktspiegel Werkzeugbau“ aktiv. Er beleuchtete die Entwicklung der Kosten – nicht zuletzt auch in Relation zur erzielbaren Preisqualität, bei der die Spielräume in Verhandlungen offenbar wieder etwas größer werden.
Deutlich wurde in seinem Beitrag „Eine Branche im Wandel – Trends und Herausforderungen im Werkzeug‑, Modell- und Formenbau“, dass die Entwicklung der Margen den Unternehmen dieser investitions-intensiven Branche kaum Raum für Innovation lässt. Immerhin – trotz steigender Energiekosten, trotz Preisdruck seitens der Auftraggeber und auch trotz der Wettbewerbsverzerung aufgrund hoher Subventionen etwa seitens China und anderer Staaten sieht Lüdtke derzeit eine positive Entwicklung in der Branche.
Netzwerken im Zeichen von wachsendem Optimismus
Der Optimismus nimmt zu – und auch die Zahlen sind teilweise wieder erfreulich: So stieg die Pro-Kopf-Wertschöpfung um mehr als zehn Prozent auf 130 000 Euro, und auch die Umsatzrendite erholte sich um einige Prozentpunkte. Zwar auf noch immer niedrigem Niveau, aber immerhin. Lüdtke gab aber auch Hinweise, wie Unternehmen die positive Stimmung im Markt nutzen und auf die aktuellen Herausforderungen reagieren können. Und wie sie sich wettbewerbsfähig aufstellen können.
Im Fokus
Treffpunkt Werkzeugbau
Die vom Verband deutscher Werkzeug- und Formenbauer initiierte Terminserie „Treffpunkt Werkzeugbau“ geht in den Hotspots des deutschsprachigen Werkzeugbaus auf Tournee.Ausgelegt als „Feierabendformat“ mit Beginn ab 16 Uhr bieten die Veranstaltungen kurze Vorträge zu interessanten Themen, eine Betriebsführung beim Gastgeber und anschließendes Netzwerken mit kulinarischer Begleitung. Die Veranstaltung ist offen auch für Nichtmitglieder. Herzlich eingeladen sind alle Interessierten des Werkzeug- und Formenbaus, ebenso dessen Auftraggeber und Zulieferer. In der Regel kommen die Teilnehmer aus einem Umkreis von rund einer Autostunde zum Veranstaltungsort.
Für die meisten ist Dokumentation nicht mehr als eine lästige Pflicht – sie muss eben sein, zumindest mal fürs nächste Audit. Dass es auch anders sein kann, zeigt Mario Schubert von Process Gardening mit seinem Beitrag „Mache die Pflicht der Dokumentation zu deinem Erfolgsfaktor – 7 Prinzipien“. Denn wenn man die Dokumentation tatsächlich für das eigene Unternehmen schreibt und nutzt, kann sie lebendige„Best Practice“ werden.

Das setzt voraus, dass Dokumentation zu einer von allen gelebten Unternehmenskultur wird. Etwas, das aus der Praxis und von den Mitarbeitern kommt. Und das den Nutzen auch in der täglichen Arbeit der Mitarbeiter entfalten kann. Denn eine kontinuierliche, lebendige und Veränderungen aufgreifende Dokumentation ermöglicht die systematische und unternehmensweite Umsetzung von Verbesserungen. Und zwar unmittelbar im Prozess.
Branchenwissen in Dokumentationen gefasst
„Neue Wege im Werkzeugmacher-Vertrieb“ zeigte Christian Götze von Toolplace, einem Marktplatz für hochwertige und exzellente Spritzgiießwerkzeuge aus der DACH-Region. Er zeigte, wie die Plattform Werkzeugbauer darin unterstützt, neue Auftraggeber zu finden. Denn gerade in arbeitsintensiven Zeiten benötigen die Unternehmen alle Ressourcen für die laufenden Projekte. Toolplace öffnet Werkzeugmachern mit seiner Arbeit einen zusätzlichen Vertriebskanal. Das erhöht die Anzahl der für den Werkzeubauer passenden Anfragen, auch wenn er selber vertrieblich gerade nicht aktiv sein kann. Weil Toolplace selbst aktive Akquise betreibt, besteht für den Werkzeugmacher darüber hinaus auch die Chance Einblicke in neue Branchen, Regionen und Kundenstrukturen zu gewinnen. Daraus können die Verantwortlichen dann Input für die strategische Geschäftsentwicklung ableiten.

Welche Chancen der 3D-Druck im Stanzwerkzeugbau eröffnen kann, zeigte Axel Wittig von der Webo-Tochter Kolibri. Aus der Praxis und dem Bedarf an maßgeschneiderten Werkzeugkomponenten mit bestimmten Eigenschaften heraus waren die Werkzeugbauer in die Welt der additiven Fertigung eingestiegen. Schon bald mussten sie erkennen, dass die bisher am Markt erhältlichen Maschinen für ihre Ansprüche nicht geeignet waren. Daher entwickelten sie ihre eigenen 3D-Drucker. Die können nun auch Metalle verarbeiten, die mit Zusatzstoffen dotiert wurden, um beispielsweise einen guten mechanischen Verschleißschutz zu erzielen. Eine der Herausforderungen war, zu verhindern, dass sich die einzelnen oft unterschiedlöichen Komponenten des zu verarbeitenden Pulvers entmischen. So werden Eigenschaften möglich, die sich mit klassischen 3D-Druckern nicht erzielen lassen. Beispielsweise extrem verschleißfeste Aktivteile in Stanz- und Umformwerkzeugen. Hier hat, das zeigt der Vortrag „Chance: 3D-Druck im Stanzwerkzeugbau“, das oberschwäbische Unternehmen inzwischen einen reichen Erfahrungsschatz.
Auch Nachhaltigkeit erfordert essenzielles Branchenwissen
Auch im Werkzeug‑, Modell- und Formenbau gewinnt das Thema Nachhaltigkeit immer mehr an Bedeutung. Und es wird, nicht zuletzt getrieben von den sich weiter verschärfenden gesetzlichen Rahmenbedingungen, künftig alle Unternehmen betreffen. Wolfram Heger von Dr. Heger + Experten, Leiter des Arbeitskreises Nachhaltigkeit beim VDWF, zeigte, warum auch kleine Unternehmen künftig ihren Auftraggebern den Nachweis über ihre nachhaltige Prozesse und Strukturen erbringen müssen. Denn die wiederum müssen Nachhaltigkeit über die gesamte Entstehung ihrer Produkte nachweisen. Und da fließen die Werte aus den Lieferketten vollumfänglich mit ein. Damit wird Nachhaltigkeit in den eigenen Prozessketten neben Preis und Termin ein bedeutender Wettnbewerbsfaktor auch für kleinste Zulieferer. Entsprechend präsentierte Heger eine Checkliste für alle, die in dieses Thema einsteigen wollen. Mehr Wissen dazu gibt’s beim VDWF-Arbeitskreis Nachhaltigkeit – und im Kompendium Nachhaltigkeit.

Im Anschluss stellte Mathis Toppmöller vom Business Development bei Hufschmied interessante Projekte vor, unter anderem das Fräsen von Graphitelektroden auf einer Dentalfräsmaschine. Gemeinsam mit einem namhaften CAD/CAM-Unternehmen arbeitet der Präzisionswerkzeughersteller hier an einem Template-gesteuerten Fräsprozess, der die Bearbeitung deutlich erleichtern soll. Magdalena Schwangler, Application and Product Owner Additive Manufacturing bei KraussMaffei, berichtete ebenso über ein Gemeinschaftsprojekt mit Hufschmied. Dabei geht es darum, Werkstücke, die auf dem KraussMaffei-3D-Drucker Powerprint entstanden sind, zerspanend zu bearbeiten. Am Beispiel eines Formwerkzeugs für das Vakuuminfusionsverfahren, das Teile für einen Nurflügler produzieren soll, kamen interessante Details zur Sprache. Und das verwendete Werkzeug war auch am teil unter Span zu sehen.
Netzwerken in transparenter Atmosphäre
Sehr transparent zeigten die Gastgeber ihre Maschinen den Teilnehmern mit aktuellen Projekten auch unter Span. Diese Offenheit prägte auch das Netzwerken und den Austausch der Teilnehmer untereinander. Das ist ein unschätzbarer Bonus dieser Netzwerktreffen. Denn die Herausforderungen an die Branche, die in Zukunft sicher nicht kleiner werden, lassen sich gemeinsam und mit Transparenz und gegenseitigem Vertrauen deutlich leichter bewältigen.