Der Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken (VDW) erwartet für das Jahr 2021 für die Unternehmen der deutschen Werkzeugmaschinenindustrie einen Produktionszuwachs von 6 Prozent auf dann rund 12,6 Mrd. Euro. Die wieder bessere Stimmung in der Wirtschaft bringt positive Impulse für die Investitionsbereitschaft. Und darüber hinaus hat sich nach rund zwei Jahren mit großer Zurückhaltung bei den Investitionen inzwischen ein deutlicher Nachholbedarf angestaut. Positive Signale kommen auch vom weltweiten Einkaufsmanagerindex, und außerdem liegt auch der ifo-Index für das deutsche Geschäftsklima in der Investitionsgüterindustrie auf Wachstumskurs.
Dabei hat China inzwischen die Rolle des Treibers für die Weltwirtschaft übernommen. Aber auch aus den USA kommen seit dem Wahlsieg von US-Präsident Biden wieder positive Impulse. Allerdings sehen die Verantwortlichen beim VDW als Voraussetzung dafür, dass Unternehmen wieder Vertrauen schöpfen und investieren, der Sieg über die Corona-Pandemie. Zudem brauchen die Unternehmen für den Produktionszuwachs aber auch verlässliche Perspektiven, wie sich beispielsweise der Lockdown sukzessive wieder in Richtung Normalität zurückführen lässt.
China beflügelt den Produktionszuwachs in der deutschen Werkzeugmaschinenindustrie
Vom Aufschwung in China kann insbesondere die Automobilindustrie profitieren. Sie ist der größte Abnehmer von Werkzeugmaschinen. Die Bereiche Elektronik, Nahrungsmittelverarbeitung, Logistik und Teile der Medizintechnik konnten die Krise ohnehin für gute Absätze nutzen. Eine Entwicklung, die sich zudem fortsetzt und einen Produktionszuwachs nachhaltig stützen kann.
Im Fokus
Zahlen 2020 spiegeln das schwierige Fahrwasser wider
Vor allem aufgrund der Folgen der Corona-Krise waren im Jahr 2020 die Aufträge für die Unternehmen der Werkzeugmaschinenindustrie um 30 Prozent gefallen. Das Ganze toppte einem Rückgang in gleicher Größenordnung bereits ein Jahr zuvor. Zudem sind auch alle anderen Kennzahlen im Jahr 2020 tief ins Minus gerutscht. Die Produktion sank um 31 Prozent, der Export um 29 Prozent, der Inlandsabsatz ging zudem um 33 Prozent zurück. Die Aufwärtsbewegung, die die Experten für das aktuelle Jahr erhoffen, startet also von einem sehr niedrigem Niveau aus.2019 sah das noch ganz anders aus – damals lag die Kapazitätsauslastung in den Unternehmen noch bei mehr als 88 Prozent. Aber aufgrund des Auftragsmangels fiel sie 2020 auf knapp 72 Prozent. Das konnte man etwa mit dem Niveau der Finanzkrise 2009 vergleichen.
Die Zahl der Beschäftigten sank im Jahresdurchschnitt 2020 um 4,5 Prozent auf rund 70 000. Gemessen am enormen Rückgang in der Produktion fielen diese Zahlen überraschend moderat aus. Es wird deutlich, dass die Unternehmen ihre gut ausgebildeten Mitarbeiter so lange wie möglich halten wollen. Und dafür bietet zudem auch das Instrument der Kurzarbeit nach wie eine notwendige und gute Unterstützung, damit bei einem Produktionszuwachs die dafür notwendigen Leute noch an Bord sind.
Die Beschäftigten der Werkzeugmaschinenhersteller bleiben weitestgehend an Bord
Und auch in Europa sollen die Investitionen nach hartem Einbruch wieder um 10 Prozent steigen. Nach zwei Jahren, die aus vielerlei verschiedenen Gründen sehr schwierig waren, wirkt sich auch diese Entwicklung positiv auf den Produktionszuwachs in der Werkzeugmaschinenindustrie aus. Deshalb sagt Oxford Economics, der Prognosepartner des VDW für 2021 einen kräftigen Auftragszuwachs von 35 Prozent voraus. Erste Indizien für diese Entwicklung hatte es bereits im November und Dezember gegeben. Allerdings sind sich die VDW-Auguren auch einig, dass der Weg bis zum Vor-Corona-Niveau noch lang und schwierig ist.
Im internationalen Wettbewerb haben sich die deutschen Unternehmen trotz ihrer hohen Verluste noch recht wacker geschlagen. Denn nach wie vor belegt die Branche mit einem Anteil von 16 Prozent in der Produktion hinter China, aber noch vor Japan Platz 2. Im Export ist die Branche in Deutschland mit 20 Prozent Anteil Exportweltmeister geblieben, vor Japan und China. Mit einem Verbrauch von 18 Mrd. Euro bleibt jedoch China der weltgrößte Markt und ist zudem mit einem Einfuhrvolumen von 5,4 Mrd. Euro trotz zweistelliger Verluste nach wie vor der weltgrößte Importeur. Allerdings könnten die Geschäfte dort in Zukunft schwieriger werden und den Produktionszuwachs dämpfen. Immer mehr berichten die Unternehmen nämlich von großem Preis- und Zeitdruck seitens chinesischer Auftraggeber.
International gesehen hat sich die Branche recht wacker geschlagen
Darüber hinaus soll mit dem jüngst geschlossenen RCEP-Abkommen der innerasiatische Handel durchlässiger werden. Das wiederum intensiviert den Wettbewerb mit japanischen und südkoreanischen Herstellern im chinesischen Markt. Außerdem strebt die chinesische Regierung mehr Unabhängigkeit von Technologieimporten an. Viele VDW-Mitglieder haben deshalb frühzeitig in China Niederlassungen gegründet und bauen sie weiter aus, um von den wirtschaftspolitischen Strategien der dortigen Regierung ein Stück weit unabhängiger zu sein.