Bei seinem VDWF-Geschäftsführer-Treff „Voll Wild“ hatte der Verband Deutscher Werkzeug- und Formenbauer (VDWF) ins Werk des Fräsmaschinenherstellers Röders nach Soltau eingeladen und zahlreiche wichtige Impulse und Anregungen für den Branchenalltag gesetzt. Die Veranstaltung war komplett ausgebucht. Denn zahlreiche verantwortliche Führungskräfte aus Werkzeug‑, Modell- und Formenbauunternehmen hatten die Gelegenheit genutzt, sich über aktuelle Innovationen und den neuesten Trends unter anderem zum Thema Standardisierung, Digitalisierung und Unternehmensstrategien zu informieren. Im Mittelpunkt stand die Herausforderung, in den Unternehmen der Branche eine wettbewerbsfähige Produktion nach industriellen Standards auch bei Losgröße Eins zu ermöglichen.
Mit einem interessanten Überblick über die Geschichte des Unternehmens stellte der „Voll Wild“-Gastgeber, der geschäftsführende Gesellschafter Jürgen Röders, die Geschäftsfelder von Röders vor. Das Unternehmen ist seit sechs Generationen familiengeführt und in drei Geschäftsfeldern diversifiziert. Neben dem Hersteller für hochpräzise Fräs- und Schleifmaschinen sowie von Automationslösungen stellt ein weiterer Unternehmensbereich hochwertige Blasformen für PET-Flaschen her. Und auch außerhalb der Branche ist Röders nicht unbekannt. Produkte aus Soltauer Zinn, aber auch Aluminium- und Zink-Druckgussteile haben einen guten Namen.
Auf die Teilnehmer von „Voll Wild“ wartete ein interessantes, aktuelles und hochwertiges Programm. Ein Themenrahmen, der die aktuellen Herausforderungen für die Betriebe der Branche in den Fokus nahm. Dazu gehörte unter anderem eine Reihe an Fachvorträgen praxiserprobter Referenten, die wichtige Handlungsfelder in den Werkzeug‑, Formen- und Modellbauunternehmen adressierten.
Mit einem Beitrag zum vom VDMA-Fachverband Präzisionswerkzeuge erstellten Leitfaden für die Beauftragung und Abnahme eines Werkzeugs für die Stanz- und Umformtechnik sowie Spritzgieß- und Druckgießwerkzeuge eröffnete Alfred Graf Zedtwitz (VDMA) den Block der Fachvorträge. Wenn sich Auftraggeber und Lieferant auf gemeinsame Ziele verständigen wollen, ist es notwendig, möglichst genaue Festlegungen und Vereinbarungen zu treffen. Hier soll der Leitfaden einen vereinfachten standardisierten Beauftragungs – und Abnahmeprozess definieren. All das in technischer, kommerzieller und zeitlicher Hinsicht mittels Meilensteinen und eindeutigen Prüfkriterien.
Im Fokus
VDWF-Geschäftsführer-Treff „Voll Wild“
„Voll wild“ ist der Geschäftsführer-Treff des VDWF. Mehrmals pro Jahr treffen sich hier Führungskräfte aus dem Werkzeug- und Formenbau – auch immer wieder bei den mehrtägigen XXL-Events des Formats mit bis zu 200 Teilnehmern. Austausch zu den ureigenen Themen des Werkzeug- und Formenbaus ist das Ziel, und das Konzept bietet dafür einen perfekten Rahmen. Die Entscheider treffen sich bei unterschiedlichen Unternehmen zu Fachvorträgen. Im Anschluss werden die Betriebe besichtigt und gewähren somit Einblick in die Praxis ihrer Produktion.
Der Praxisexperte Markus Rausch von Tebis Consulting stellte „Alle Weichen auf Standardisierung für die Automation – Pflicht und Kür für den Werkzeugbau“. Rausch kommt aus der Praxis und hat in zahlreichen Projekten wertvolles Praxiswissen sammeln können. Welche Fallstricke und Fehler in Automatisierungsprojekten lauern, aber auch, welche Chancen in Standardisierung und Automatisierung liegen. So lassen sich Maschinenzeiten von der Anwesenheit der Bediener entkoppeln und Fertigungskapazitäten besser auslasten. Aber Anwender können dank Simulationen und Kollisionsprüfung zudem auch teure Fehler vermeiden.
Jens Buchert vom Karl Walter Werkzeug- und Kokillenbau skizzierte die Herausforderungen für die Unternehmen der Branche. Vieles davon liegt im Bereich der strategischen Entscheidungen. Die Betriebe brauchen valide Antworten auf Fragen etwa der Künstlichen Intelligenz oder des demographischen Wandels. Unter dem Slogan „Zurück in die Zukunft“ skizzierte der Werkzeugbauer Lösungsmöglichkeiten. Einen vielversprechenden Ansatz sieht er beispielsweise i einer vertieften Kollaboration der Unternehmen. In der Bündelung von Kompetenzen und Ressourcen auch mit Marktbegleitern sieht er die Chance, Synergien zu nutzen. Und damit zudem gemeinsam die eigene Wettbewerbsfähigkeit auszubauen. Er plädiert dafür, nicht zu warten. Sondern mit Mut zur Veränderung das Schicksal des eigenen Unternehmens aktiv in die Hand zu nehmen.
Rudolf Zwicker von Dr. Zwicker Topconsult beleuchtete bei „Voll Wild“ die Herausforderung Werkzeugbau mit einer Anleitung für Geschäftsführer. „So stiften Sie maximales Chaos, so erreichen Sie die Stagnation Ihres Unternehmens und so misslingt die Unternehmensnachfolge“ – unter diesem provokanten Titel umriss der erfahrene Unternehmensberater ziemlich exakt die Handlungsfelder, in denen viele Unternehmen der Branche zeitnah aktiv werden müssen. Mit praxisnahen und unternehmenstauglichen Lösungsansätzen gab er wertvolle Anregungen und Impulse für die tägliche Arbeit.
Unternehmensbesichtigungen beim HSC-Maschinenbauer Röders und in der Druckgießerei der G.A.Röders sowie die Abendveranstaltung rundeten die Veranstaltung ab. Netzwerken mit kulinarischer Unterstützung sorgte zudem für einen fruchtbaren Austausch unter den Teilnehmern. Den nächsten VDWF-Geschäftsführer-Treff „Voll Wild“ veranstaltet der Verband am 7. Februar 2024 in der „On-Tour-Variante“ rund um Bergisch Gladbach.