Das Frankenberger Unternehmen Günther Heisskanaltechnik sorgt mit Heißkanal für Ressourceneffizienz. Nachhaltigkeit bestimmt immer mehr unser wirtschaftliches Handeln. Auch im Gesundheitswesen erhält das Thema einen immer größeren Stellenwert. Aufgrund der hohen Hygienestandards werden deshalb oft Einweg-Artikel verwendet. So ist es einem weltweit führenden Hersteller von Primärdiagnostik-Instrumenten in enger Zusammenarbeit mit Spezialisten der Kunststoffindustrie gelungen, einen Upcycling-Prozess für die Ohrtips (Ohrspekula) zu realisieren. Einen erheblichen Anteil daran hat auch die innovative Technologie von Günther Heisskanaltechnik.
„Wer nicht hören will, muss fühlen.“ Ein geflügeltes Sprichwort, welches immer dann genutzt wird, wenn jemand eine bittere Erfahrung machen musste, weil er entsprechende Warnungen ignoriert hat. In der Otorhinolaryngology (ORL), also der Hals-Hasen-Ohren-Heilkunde, würde ein HNO-Arzt oder ‑Ärztin dies etwas anders definieren. Denn zu spüren bekommen würde man bei ihm nur ein Otoskop, auch Ohrenspiegel genannt, das wichtigste Diagnoseinstrumente für HNO-Ärzte und Allgemeinmediziner. Es kommt bei täglichen Routineuntersuchungen zum Einsatz und ermöglicht den Blick in den äußeren Gehörgang bis zum Trommelfell.
Ressourceneffizienz in der Medizintechnik
Das Handinstrument ist ein Trichter aus Metall oder Kunststoff und ist meist batterie- oder akkubetrieben, mit Lampe und integrierter Lupe. Am vorderen Teil kann der Arzt verschiedene Größen von Ohrspekula aufsetzen. Die Wahl des Trichters ist von den anatomischen Verhältnissen beim Patienten abhängig. Der Untersuchende sollte den Trichter in den Gehörgang einführen können, ohne dessen Wand zu berühren. Ein größerer Durchmesser gewährt zwar einen besseren Einblick. Patienten nehmen größere Trichter häufig als unangenehm wahr. Und darüber hinaus kann ein großer Trichter das Ohr verletzen.
Im Fokus
Kleinere Spritzgießmaschine dank Heißkanal
Die Heizbahnen, die nur eine Dicke von rund 20 µm aufweisen, können die Fachleute dank der Dickschicht-Technologie sehr viel enger und auch individueller pro Temperierzone gestalten. Damit kann man auch die Temperaturverteilung in der gesamten Düse viel exakter steuern.Darüber hinaus ist eine kompaktere Heißkanalauslegung möglich. Damit können die Werkzeugbauer das Werkzeug, wie in diesem Fall (Werkzeuggröße: 346 x 446 mm) kleiner und kompakter auslegen. So konnte Heine Optotechnik auch eine kleinere, leistungsangepasste Spritzgießmaschine einsetzen.
Für nahezu jedes Otoskop gibt es wiederverwendbare Ohrspekula (Tips). Außerdem auch kompatible Einmal-Ohrtrichter. Die meisten Ärzte entscheiden sich für Einmal-Ohrtrichter, weil sie sie nach jeder Untersuchung schnell und leicht austauschen und einfach entsorgen können. Da der Arzt bei jedem Patienten einen neuen Ohrtrichter verwendet, gewährleisten diese einen hohen Hygienestandard. Und sie reduzieren das Risiko für Kreuzkontaminationen.
Ressourceneffizienz im Gesundheitssektor
Jedoch fällt dadurch in den Arztpraxen und Krankenhäusern jede Menge Müll an, welcher die Umwelt belastet. Der gesamte Rohstoffkonsum des deutschen Gesundheitssektors beläuft sich auf jährlich etwa 107 Mio. t, das entspricht etwa 1,3 t pro Kopf und Jahr. Damit macht der Gesundheitssektor rund fünf Prozent des deutschen Rohstoffkonsums aus (UBA 2021). Es lohnt sich also, die Ressourceneffizienz im Gesundheitssektor verstärkt in den Blick zu nehmen. Denn Ressourcenverbrauch, Klimawandel und Umweltbelastungen hängen unmittelbar zusammen.
Das dachten sich auch die Verantwortlichen bei Heine Optiktechnik, einem weltweit führenden Hersteller von Primärdiagnostik-Instrumenten, mit Sitz in Gilching. Das inhabergeführte Familienunternehmen entwickelt und fertigt die Instrumente ausschließlich am Standort Deutschland. Vertreten ist man in über 120 Ländern mit Niederlassungen in Australien, den USA, Kanada und der Schweiz sowie rund 3000 Repräsentanten, Importeuren und spezialisierten Fachhändlern. Etwa 90 Prozent der Zulieferteile stammen aus heimischer Produktion.
Weltweit anerkannte Qualitätsstandards
Dass viele Produktionsschritte im eigenen Haus stattfinden, ist auch ein Grund für die hohen und weltweit anerkannten Qualitätsstandards und die Marktführerschaft des mittelständischen Familienunternehmens. Seit Jahren setzt man auf Insourcing, um die Entwicklungs- und Fertigungskompetenz im eigenen Haus zu behalten. Auch um der Devise gerecht zu werden, dass ein besonders langlebiges Instrument auch ein besonders nachhaltiges Instrument sei. So ist es in enger Zusammenarbeit mit Spezialisten der Kunststoffindustrie gelungen, einen Upcycling-Prozess für die Ohrtips (Ohrspekula) zu realisieren.
Upcycling und Ressourceneffizienz
Beim Upcycling werden Abfall- oder Altprodukte in andere, neue Produkte umgewandelt. Gegenstände, die ausgedient haben, werden mittels ideenreicher Zweckentfremdung in ein völlig neues Produkt verwandelt. Der Lebenszyklus („cycle“) eines Rohstoffs oder Gegenstands wird mit einer Aufwertung („up“) verlängert.
So verwendet Heine Optotechnik Kunststoff von ausgedienten Kühlschränken für die Herstellung der AllSpec Einweg-Tips. Joachim Gutschka, Leiter Betriebsmittelentwicklung bei Heine, erklärt, „Natürlich haben wir die neuen Tips auf Herz und Nieren getestet. Der neue, nachhaltige Kunststoff erfüllt alle besonders strengen Anforderungen im Medizinproduktebereich für Zubehör. Für diesen Kunststoff haben wir uns ganz bewusst entschieden, denn beim Recycling der Kühlgeräte werden extrem klimaschädliche FCKW-Gase aufgefangen. Allein mit dem kontrollierten Recycling dieser Kühlschränke ersparen wir der Umwelt schon 1996 t CO₂ pro Jahr.“
Spritzgießmaschine und das Werkzeug auf dem Prüfstand
Auf die Frage, warum man keine Biopolymere nutzt, verweist Heine Optotechnik auf das Hausmüllverbot. Die Materialchargen durchlaufen ein bestimmtes Prüfverfahren, nach welchem sie entsprechend klassifiziert werden. Allein die Materialfindung nahm fast ein Jahr Zeit in Anspruch. Das Gesamtprojekt „nachhaltige AllSpec-Tips“ zur Ressourceneffizienz lief über zwei Jahre. Und es bezog sich zudem nicht allein auf das Material. Das Gilchinger Familienunternehmen wollte nachhaltig bis in die Verpackung sein. Deshalb stellten die Verantwortlichen neben dem Material auch die Spritzgießmaschine und außerdem das Werkzeug auf den Prüfstand.
Auch im Spritzgussfertigung ist Heine nachhaltig und ist auf eine vollelektrische Spritzgussmaschine umgestiegen. Die Umsetzung des neuen Werkzeuges dauerte etwa fünf Monate von der Konstruktion bis zur Fertigung im hauseigenen Werkzeugbau. Das Werkzeugkonzept sah eine seitliche Anspritzung vor und eine separate Regelung der Anspritzpunkte über die Heißkanaldüsen. Und wenn man im Werkzeugbau Effizienz in allen Belangen erreichen möchte, bringt man den Technologieführer im Bereich Heiß- und Kaltkanaltechnik Günther Heißkanaltechnik ins Spiel.
Nachhaltig bis in die Werkzeugtechnik
So auch in diesem Fall. Der Einsatz eines Heißkanalsystems an sich bringt schon eine Vielzahl signifikanter Vorteile, um Ressourcen zu schonen, die Qualität des Kunststoffproduktes und die Wirtschaftlichkeit der Produktion maßgeblich zu verbessern. Die hohe Effizienz der Heißkanalsysteme und die exakte Abstimmung auf die jeweiligen Anforderungen sparen eine Menge an teuren Rohstoffen, da sich damit unnötige Angüsse vermeiden lassen. Perfekte Formteile reduzieren gleichfalls die Ausschussrate auf ein Minimum. In Zeiten, in denen die Nachhaltigkeit immer mehr unser wirtschaftliches Handeln bestimmt, sollte man auch im Gesundheitswesen ressourcenschonende und kreislauffähige Produkte entwickeln. Und ebenso den Wertschöpfungsprozess zu Ende denken, so wie es Heine Optotechnik bei seiner „nachhaltigen AllSpec-Tips“ getan hat.
Heißkanal sorgt für Ressourceneffizienz
Beim Thema „Effizienz“ hat Günther Heißkanaltechnik schon früh auf die Vorteile von Heißkanalsystemen hingewiesen und zudem mit der Entwicklung der energieeffizienten Düsentechnologie auf Basis der Dickschichttechnik einen weiteren Pluspunkt gesetzt. Die eingesetzten offenen Heißkanaldüsen vom Typ 5SMF30K mit Dickschicht-Heizelement BlueFlow eröffnen ein nicht zu unterschätzendes Energieeffizienzpotenzial. Im Zuge einer Versuchsreihe konnten die Experten eine Energieeinsparung von bis zu 50 Prozent im Vergleich zu anderen Heißkanaltechniken feststellen.
Wenn man ein Schnellläuferwerkzeug wie in diesem Fall konzipiert, sollte man auf jedes Einsparungsdetail achten. Die Heißkanaldüsen Typ 5SMF30K mit Dickschicht-Heizelement BlueFlow ermöglichen eine platzsparendere und energieeffizientere Heißkanalauslegung. Die Dickschicht-Heizelemente sind wesentlich filigraner als herkömmliche Messingkörper und haben einen geringeren Durchmesser.
CO₂-Footprint erfolgreich reduziert
Heine Optotechnik hat es sich auf die Fahne geschrieben, Produkte zu entwickeln, welche dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft entsprechen. Mit diesem Streben nach ökologischem Produkt-Design kann man der Umwelt jährlich viele Tonnen CO₂ ersparen. Dies ist auch mit dem Projekt „nachhaltige AllSpec-Tips“ gelungen. Rund 2000 Tonnen CO₂ pro Jahr werden der Umwelt erspart. Das entspricht 62 Mio. km Bahnfahren pro Person. Einen erheblichen Anteil daran hat auch die innovative Technologie von Günther Heißkanaltechnik. Denn zusammenfassend kann man sagen, dass sich dank der technischen Features der Heißkanal-Technologie die Fertigung durchweg flexibler, gleichzeitig aber auch sehr viel energieeffizienter gestalten lässt, was natürlich nicht nur Heine Optotechnik entgegenkommt, sondern allen Spritzgießverarbeitern, die auf Nachhaltigkeit und Energieeinsparungen setzen.